„Respekt muss man sich verdienen?“ – Wenn Moral zur Waffe wird

Update (22.04.2025): 🆕 Reaktion auf Kritik

Auf meinen Artikel zur Kommunikationsweise von Frau Brand und ihren öffentlichen Kommentaren hat sie erwartungsgemäß reagiert – mit persönlichen Vorwürfen, pauschaler Ablehnung und der Behauptung, man würde sie „an den Pranger stellen“. Eine sachliche Auseinandersetzung vermeidet sie weiterhin bewusst.

Ich halte fest:

  • ✅ Wer sich öffentlich äußert, muss damit rechnen, dass Aussagen eingeordnet, kritisch beleuchtet und hinterfragt werden.
  • ✅ Ich habe in meinem Artikel weder Worte verdreht noch Aussagen erfunden – alle Beispiele sind dokumentiert, viele wörtlich zitiert.
  • ✅ Was Frau Brand als „Hetze“ bezeichnet, ist in Wahrheit: Analyse, Einordnung und die klare Grenze zwischen Meinung und demokratischer Verantwortung.

Wer – wie sie – ständig von Transparenz, Respekt und offener Debatte spricht, sollte nicht gleich persönlich werden, wenn andere genau diese Debatte führen.

Hier geht es zu ihrem Kommentar

Wie mit Empörung Politik macht, den Diskurs in Wedel emotional auflädt und dabei die Grenzen von Aufklärung und Polarisierung verwischt

In zahlreichen öffentlichen Kommentaren tritt Karin Brand laut, kämpferisch und empört auf. Dabei nimmt sie für sich in Anspruch, Missstände aufzudecken, „Unrecht“ zu benennen und sich für Fairness und Menschlichkeit einzusetzen. Doch wer genauer hinsieht, erkennt: Ihr Kommunikationsstil folgt einem wiederkehrenden Muster – eines, das nicht zur Aufklärung beiträgt, sondern den politischen Diskurs vergiftet.

Wer Karin Brands Beiträge liest, begegnet einer Mischung aus moralischer Anklage, Empörung, sarkastischen Kommentaren und emotional aufgeladenen Unterstellungen. Ihre Hauptthemen drehen sich um die Abwahl von Gernot Kaser, die politische Kultur in Wedel, fehlende soziale Verantwortung und angebliche Doppelmoral in der Verwaltung.

Sie schreibt oft so, als stehe sie allein auf der Seite der Wahrheit – als „Stimme derer, die sehen, was wirklich geschieht“. Dabei konstruiert sie ein klares Feindbild: Politik, Verwaltung, Medien, bestimmte Ratsmitglieder und natürlich die Bürgermeisterin Julia Fisauli. Ihnen wirft sie Verrat an der Wahrheit, Diffamierung, Vertuschung und menschenverachtendes Verhalten vor.

Dabei ist die Argumentation selten sachlich belegt. Vielmehr arbeitet Brand mit moralischen Zuspitzungen, rhetorischen Fragen („Wem nützt das?!“), Empörungsfloskeln („Ich könnte 🤮“) und ironischen Kommentaren. Die Faktenlage wird dabei oft nur selektiv oder gar nicht dargestellt.

Der Widerspruch in ihrer Respektlogik

„Respekt und Wertschätzung muss man sich verdienen.“ – Karin Brand, 13.04.2025

Ein Satz, der ihr eigenes Verhalten widerspiegelt – und gleichzeitig ihre Rhetorik entlarvt. Denn während sie ständig einfordert, dass Politik, Medien und Verwaltung mehr Respekt und Wertschätzung gegenüber Gernot Kaser zeigen müssten, verweigert sie anderen genau diesen Respekt.

Dabei ist dieser Satz in seiner Absolutheit problematisch. Denn: Jeder Mensch verdient zunächst einmal ein Mindestmaß an Respekt – allein aufgrund seiner Würde als Mensch. Das ist der Grundrespekt, der unser Zusammenleben trägt. Natürlich kann man diesen Respekt durch destruktives oder respektloses Verhalten auch verspielen – doch er ist nicht grundsätzlich an Leistung oder Gefallen geknüpft.

Wer Respekt ausschließlich als Belohnung begreift, nimmt sich selbst die Grundlage für einen offenen, zivilisierten Dialog. Genau das ist bei Karin Brand zu beobachten: In ihren Kommentaren spricht sie Ratsmitgliedern, Bürgermeisterin Fisauli, Pressevertretern und politischen Gegnern jeglichen Respekt ab – nicht nur in der Sache, sondern persönlich. Damit widerspricht sie dem Prinzip, auf das demokratischer Diskurs angewiesen ist: Respekt als Voraussetzung – nicht als Belohnung.

Zurückgewiesene Wertschätzung: Das andere Bild von Gernot Kaser

Ein zentrales Narrativ von Karin Brand ist die angeblich durchgängig fehlende Wertschätzung gegenüber Gernot Kaser. Doch das entspricht nicht der Realität. Tatsächlich gab es zu Beginn seiner Amtszeit sowohl politisches Wohlwollen als auch kollegiale Offenheit – sowohl aus der Verwaltung als auch aus der Politik. Der Bruch entstand nicht aus grundloser Ablehnung, sondern vielmehr durch den Eindruck, dass Kaser selbst mit zwischenmenschlicher Wertschätzung eher sparsam umging.

Als Ratsmitglied hatte ich Einsicht in die Unterlagen, die von der Verwaltung im Rahmen des Disziplinarverfahrens an die Kommunalaufsicht übermittelt wurden. Diese Unterlagen sind vertraulich und nicht öffentlich – dennoch lässt sich auf dieser Basis ein Eindruck gewinnen, der von der Darstellung Karin Brands erheblich abweicht.

Besonders deutlich wurde das im November 2023, als der Personalrat in der damaligen Ratssitzung eine Umfrage zur Stimmungslage innerhalb der Verwaltung präsentierte. Die Ergebnisse waren alarmierend – die Unzufriedenheit der Mitarbeitenden war erheblich. Der Rat der Stadt entschied sich für eine sensible Zweiteilung der Präsentation: öffentlich die Ergebnisse, nicht-öffentlich die Ursachen – um sowohl das Amt als auch die betroffene Person zu schützen.

Doch Herr Kaser reagierte auf diese Situation in einer Weise, die vielen Beteiligten als taktisch und unehrlich erschien. In seiner öffentlichen Rede bestritt er sinngemäß, dass Ursachen bekannt seien, und behauptete, er allein interessiere sich ernsthaft für die Gründe. Seine Wortwahl lautete:

„Diese kennen wir NICHT! Niemand, der hier laut und medial Zeter und Mordio geschrien hat, interessierte bisher die Gründe hierfür. ICH interessiere mich!“

Das war inhaltlich falsch – denn die Gründe lagen längst vor, nur wurden sie aus Gründen des Schutzes nicht öffentlich gemacht. Mit seiner Aussage stellte er sich als Aufklärer dar, obwohl er selbst Teil des Problems war – und das intern bereits sehr deutlich benannt worden war. In der Folge versuchte er, mit detaillierten Fragen an die Mitarbeitenden eine Verlagerung der Verantwortung vorzunehmen: weg von der Führungsspitze hin zu mittleren Ebenen und strukturellen Faktoren. Selbstkritik blieb aus.

Seine Ankündigung, mit dem Personalrat „sofort und konsequent“ ins Gespräch kommen zu wollen, blieb folgenlos. Der Eindruck entstand: Die inszenierte Handlungsbereitschaft diente eher der Selbstdarstellung als der Lösung.

Ist das die Form von Wertschätzung, von der Karin Brand so vehement spricht?

Das Verhalten in dieser sensiblen Situation offenbart ein zentrales Muster: Anstatt Verantwortung zu übernehmen, wich Herr Kaser aus – und das öffentlich. Diese Art der Kommunikation hat nicht nur Vertrauen innerhalb der Verwaltung erschüttert, sondern auch den Ton im politischen Raum verändert. Es ist dieses Muster, das sich auch in den Kommentaren von Karin Brand wiederfindet – und das in seiner Wirkung weit über einzelne Vorfälle hinausgeht.

Warum ihr Verhalten gefährlich ist:

1. Verbreitung unbelegter Behauptungen: Sie stellt immer wieder schwerwiegende Vorwürfe in den Raum, ohne Belege zu liefern. Das untergräbt Vertrauen in Politik, Verwaltung und Medien – nicht durch Argumente, sondern durch wiederholte Suggestion.

2. Polarisierung statt Austausch: Sie arbeitet mit einem klaren Freund-Feind-Schema: Wer nicht ihrer Meinung ist, wird moralisch entwertet. Das vergiftet Diskussionen, verhindert Kompromisse und schreckt viele davon ab, sich überhaupt zu äußern.

3. Mangel an Selbstreflexion: Während sie anderen Respekt und Aufrichtigkeit abspricht, beansprucht sie beides uneingeschränkt für sich und „ihre Seite“. Diese Einseitigkeit zerstört Dialogbereitschaft und bringt nur Fronten hervor, keine Lösungen.

4. Missbrauch moralischer Begriffe: Begriffe wie „Wertschätzung“, „Gerechtigkeit“ oder „Demokratie“ werden in ihren Kommentaren oft benutzt – aber selten im Sinne eines echten demokratischen Diskurses. Stattdessen dienen sie als rhetorische Waffe zur Diskreditierung Andersdenkender.

Politische Auseinandersetzungen brauchen kritische Stimmen – auch unbequeme. Aber sie brauchen ebenso Maß, Fairness und den Willen zum Dialog. Karin Brands Beiträge erfüllen diesen Anspruch nicht. Sie stärken nicht das demokratische Miteinander, sondern untergraben es – durch Emotionalisierung, moralische Aufladung und die konsequente Verweigerung respektvoller Auseinandersetzung.

Gerade wer Respekt einfordert, muss bereit sein, ihn auch selbst zu geben. Erst dann entsteht der Raum, in dem echte politische Lösungen wachsen können.

Dieser Artikel soll dazu beitragen, die Dynamik hinter solchen Kommunikationsmustern sichtbar zu machen – und aufzuzeigen, warum sie politischen Diskurs nicht stärken, sondern schwächen.

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