Warum kein privater Investor die Badebucht übernehmen wird

…und auch ein kommunales Erlebnisbad à la Arriba keine Lösung ist.

Die Badebucht ist inzwischen sichtbar in die Jahre gekommen. Seit der Eröffnung im Jahr 2006 befindet sich das Bad zwar grundsätzlich in einem altersgerechten Zustand, doch notwendige Investitionen wurden aufgrund der angespannten Haushaltslage mehrfach zurückgestellt. Mittlerweile sind diese Investitionen jedoch unumgänglich geworden, da einige Schäden bei weiterer Verschlimmerung sogar eine sofortige Schließung erforderlich machen könnten.

Erhebliche finanzielle Mittel müssen ohnehin in die Badebucht investiert werden. Zudem nimmt der Zuschussbedarf der Kombibad GmbH aufgrund steigender Personal- und Energiekosten weiter zu. Aus diesem Grund diskutieren Verantwortliche bereits seit einiger Zeit über mögliche Konzeptänderungen.Ziel ist es, die wirtschaftliche Belastung langfristig zu reduzieren.

Dabei ist den meisten Beteiligten klar, dass eine vollständige Schließung keine sinnvolle Option darstellt. Die Schwimmbäder der umliegenden Gemeinden verfügen kaum über freie Kapazitäten, um Schulen und Vereine aus Wedel aufzunehmen. Wer eine Schließung ohne angemessene Alternative fordert, muss die weitreichenden Konsequenzen bedenken.

Aktuell beträgt der jährliche Zuschussbedarf etwa 2,4 Millionen Euro. Ursprünglich war zu Beginn des Betriebs lediglich ein Zuschussbedarf von 1,1 Millionen Euro geplant – eine Summe, die sich bereits kurz nach der Eröffnung als unrealistisch erwies, da die Nutzerzahlen deutlich überschätzt wurden. Das Defizit stieg rasch auf rund 2 Millionen Euro an und konnte zunächst durch gutes Management sowie externe Beratung stabil gehalten werden. Spätestens jedoch seit Einführung des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst (TvöD) und angesichts stark gestiegener Energiekosten sind derartige Einsparungen nicht mehr ausreichend.

Historisch betrachtet waren auch die beiden Vorgängerbäder – das Hallenbad an der Rudolf-Breitscheid-Straße sowie das ehemalige Freibad – stets defizitär. Im Jahr 2003 belief sich das gemeinsame Defizit beider Bäder bereits auf rund 1 Million Euro (ohne Abschreibungen und Zinsen). Das alte Hallenbad war nach rund 30 Betriebsjahren stark sanierungsbedürftig. Das Freibad hingegen litt unter baulichen Mängeln, da es aufgrund ungeeigneten Bodens einsank und somit nicht weiter betrieben werden konnte. Die exakten Überlegungen und Gründe für den Bau der heutigen Badebucht könnten sicherlich im Rathaus-Archiv genauer recherchiert werden.

Um die Badebucht am jetzigen Standort überhaupt realisieren zu können, waren aufwendige bauliche Maßnahmen notwendig: Es mussten zahlreiche Betonpfähle in den Untergrund eingebracht werden, auf denen dann die Betonplatte als Fundament errichtet wurde. Diese Konstruktion setzt der Weiterentwicklung des Standortes enge Grenzen. Für eine notwendige Flächenerweiterung – egal ob für ein kommunales oder privat betriebenes Erlebnisbad – wäre auch eine Erweiterung der Betonplatte erforderlich. Dies würde die Baukosten jedoch drastisch erhöhen und somit private Investoren abschrecken. Auch für die Kommune wären derartige Kosten kaum zu rechtfertigen.

Zudem machen die Tarifgehälter nach TVöD den Betrieb für potenzielle private Betreiber unattraktiv. Um Personalkosten zu senken, wären private Betreiber vermutlich gezwungen, Mitarbeiter zunächst zu entlassen, um ihnen anschließend niedriger dotierte Arbeitsverträge anzubieten – keine erstrebenswerte Lösung.

Auch die geografische Lage und das Einzugsgebiet sprechen gegen die Errichtung eines größeren Erlebnisbades: Im Süden grenzt Wedel direkt an die Elbe, im Nordwesten liegen die H-Dörfer sowie Uetersen, im Norden Appen und Pinneberg. Im Osten befindet sich Hamburg, das eher Nutzer abzieht als nach Wedel bringt. Um zusätzliche Gäste aus Elmshorn oder Hamburg anzuziehen, die für einen rentablen Betrieb notwendig wären, müsste das Bad über ein attraktives Alleinstellungsmerkmal (USP) verfügen. Dies wiederum setzt teure bauliche Erweiterungen voraus und verdeutlicht erneut das Kernproblem.

Die nüchterne Wahrheit lautet deshalb: Kein privater Investor hat Interesse an der Übernahme der Badebucht – nicht einmal dann, wenn die Stadt den Abriss selbst finanziert und das Grundstück symbolisch für einen Euro anbietet.

Für eine Kommune wäre zudem das finanzielle Risiko deutlich zu hoch. Planungsfehler oder unerwartete Kostensteigerungen könnten den Zuschussbedarf eines solchen Erlebnisbades rasch in eine Höhe treiben, die für eine finanziell angeschlagene Kommune wie Wedel nicht tragbar wäre.

Sowohl die Kombibad GmbH als auch die Stadtwerke, der Aufsichtsrat und zuletzt auch die Politik haben sich intensiv mit verschiedenen Szenarien auseinandergesetzt. Hierzu werden voraussichtlich noch Veröffentlichungen folgen. Die aktuell bevorzugte Variante sieht ein Investitionsvolumen von 15,3 Millionen Euro vor. Bei gleichbleibenden Raten und einer Laufzeit von 30 Jahren läge die jährliche Tilgung bei rund 510.000 Euro. Im Haushalt 2024 war für das alte Darlehen eine Tilgung von 700.000 Euro veranschlagt – vermutlich handelte es sich dabei um ein Annuitätendarlehen. Somit wäre die zukünftige finanzielle Situation nicht schlechter als die bisherige. Die Zinsen sind bereits Bestandteil des um 700.000€ niedrigeren Zuschusses von 1,6 Millionen Euro.

Allerdings stellt der wachsende Schuldenberg ein zunehmendes Problem dar. Wir wissen bereits jetzt, dass der Schuldenstand auf etwa 135 Millionen Euro anwachsen wird und weitere unvermeidbare Investitionen – wie etwa der Bau einer neuen Feuerwache – bevorstehen. Da auf absehbare Zeit keine nennenswerten Haushaltsüberschüsse zu erwarten sind, wird die Verschuldung weiter zunehmen.

Für das Haushaltsjahr 2026 sind bereits Investitionen für die Steinberghalle (ca. 2.016.500 Euro) und (bald) die Badebucht (8.874.500 Euro) eingeplant, was zusammen bereits rund 10,9 Millionen Euro entspricht. Ein Großteil des Investitionsbudgets wäre somit bereits verplant, ohne dass bisher eine umfassende Priorisierung stattgefunden hätte.

4 Kommentare

  • Ein Hinweis. Bei einem Betriebsübergang nach § 613a BGB werden auch die Arbeitsverträge übernommen. Eine Kündigung der Arbeitnehmer ist rechtlich selten durchsetzbar.
    • Vielen Dank für den Hinweis – völlig richtig: Bei einem Betriebsübergang nach § 613a BGB werden die Arbeitsverhältnisse in der Regel unverändert übernommen. Das schränkt natürlich auch die „Flexibilität“ eines möglichen privaten Betreibers deutlich ein und ist ein weiterer Grund, warum die Übernahme eines defizitären Betriebs wie der Badebucht für private Investoren nicht besonders attraktiv ist.

Einloggen, um einen Kommentar zu schreiben

  • Zusammenfassung des Artikels „Wer sichert sich Wedels Lost Place?“:
    2
    Jan Luechau kommentierte auf Samstag, 22. März 2025 20:32
    Da stimme ich Ihnen in weiten Teilen zu – insbesondere was die Notwendigkeit angeht, diesen „Schandfleck“ endlich sinnvoll zu entwickeln. Eine wirtschaftliche Nutzung mit dem Ziel, neue Arbeitsplätze und Steuereinnahmen zu generieren, ist aus Sicht der CDU absolut wünschenswert. Was mögliche Ansiedlungen wie DHL betrifft: Bisher liegen uns[…]
  • Begründung zum Antrag der Maßnahmenerweiterung der CDU
    2
    Jan Luechau kommentierte auf Samstag, 22. März 2025 19:45
    Vielen Dank für Ihre Rückmeldung zum Artikel – auch wenn der Ton wieder einmal mehr auf Provokation als auf konstruktiven Austausch abzielt. Ich möchte dennoch auf Ihre Punkte eingehen: Warum wird das Personal in der Verwaltung aufgestockt? Ein Großteil der neuen Stellen resultiert aus rechtlichen Verpflichtungen. Ein Teil der nicht[…]
  • Warum kein privater Investor die Badebucht übernehmen wird
    4
    Jan Luechau kommentierte auf Samstag, 22. März 2025 19:33
    Die Annahme ergibt sich direkt aus den im Artikel genannten Punkten.
  • Warum kein privater Investor die Badebucht übernehmen wird
    4
    Jan Luechau kommentierte auf Samstag, 22. März 2025 19:30
    Vielen Dank für den Hinweis – völlig richtig: Bei einem Betriebsübergang nach § 613a BGB werden die Arbeitsverhältnisse in der Regel unverändert übernommen. Das schränkt natürlich auch die „Flexibilität“ eines möglichen privaten Betreibers deutlich ein und ist ein weiterer Grund, warum die Übernahme eines defizitären Betriebs w[…]
  • Begründung zum Antrag der Maßnahmenerweiterung der CDU
    2
    Frank fuchs kommentierte auf Samstag, 22. März 2025 08:35
    Warum wird das Personal in der Verwaltung aufgestockt.? Warum investiert die Stadtsparkasse in Holm und nicht in Wedel? Warum wird die Sparkasse nicht zu Geld gemacht? Letztendlich wundert mich auch folgendes: Wo war die CDU in den letzten 12 Jahren? Soweit ich mich erinnere, wurde Niels Schmidt urch die CDU[…]
  • Warum kein privater Investor die Badebucht übernehmen wird
    4
    Frank fuchs kommentierte auf Samstag, 22. März 2025 07:32
    Worauf beruht die Annahme, das sich kein Investor für ein privat betriebenes Bad finden würde ?  
  • Zusammenfassung des Artikels „Wer sichert sich Wedels Lost Place?“:
    2
    Frank fuchs kommentierte auf Samstag, 22. März 2025 07:27
    Fest steht, das das Gelände im jetzigen Zustand einen Schandfleck darstellt. Man sollte jede Möglichkeit nutzen, dort ein Unternehmen anzusiedeln. Wenn DHL in Wedel investieren möchte, wird doch sicherlich so etwas wie eine Machbarkeitsstudie existieren,auf die man aufbauen könnte. Es ist doch so: Ohne zusätzliche Steuereinnahmen kein Raum fü[…]
  • Warum kein privater Investor die Badebucht übernehmen wird
    4
    Renate Palm kommentierte auf Freitag, 21. März 2025 20:04
    Ein Hinweis. Bei einem Betriebsübergang nach § 613a BGB werden auch die Arbeitsverträge übernommen. Eine Kündigung der Arbeitnehmer ist rechtlich selten durchsetzbar.