Die Stadt Wedel steht, wie viele andere Kommunen, vor der Herausforderung, ihre Finanzen zu konsolidieren. Um langfristig eine stabile finanzielle Basis zu schaffen, haben wir die Bürgerinnen und Bürger nach ihren Ideen gefragt, wie Wedel Kosten einsparen oder neue Einnahmequellen erschließen kann. Die Antworten zeigen ein breites Spektrum an Vorschlägen, die sowohl kurzfristige Maßnahmen als auch langfristige strukturelle Veränderungen beinhalten.
1. Verwaltung effizienter gestalten und Kosten senken
Ein oft genannter Punkt ist die Verwaltung der Stadt. Bürgerinnen und Bürger sehen hier Potenzial für Einsparungen durch:
- Reduzierung des Personalaufbaus: Anstatt neue Positionen wie Citymanager oder Mobilitätsmanager zu schaffen, sollten bestehende Aufgaben durch das vorhandene Personal übernommen werden. Die fortschreitende Digitalisierung in der Verwaltung könnte helfen, Prozesse effizienter zu gestalten und Personal zu reduzieren.
- Verzicht auf teure Machbarkeitsstudien: Es gibt zu viele teure externe Machbarkeitsstudien, die am Ende oft in den Schubladen verschwinden, ohne umgesetzt zu werden. Dies ist eine Belastung für den Haushalt, ohne direkten Nutzen. Künftig sollte der Einsatz solcher Studien stärker hinterfragt und nur dann beauftragt werden, wenn eine Umsetzung sicher ist.
2. Förderung von Wirtschaft und Unternehmen
Ein weiterer großer Punkt, den Bürger ansprechen, ist die Notwendigkeit, Wedel für Unternehmen attraktiver zu machen. Hier einige konkrete Vorschläge:
- Senkung der Gewerbesteuer: Eine Senkung der Gewerbesteuer würde Wedel als Standort für Unternehmen, insbesondere im Vergleich zu Hamburg, attraktiver machen. Mehr Unternehmen würden sich ansiedeln, was langfristig zu höheren Steuereinnahmen führt.
- Entwicklung des Businessparks und des Gründerzentrums: Der Businesspark sollte weiterentwickelt werden, um Startups und innovative Unternehmen anzuziehen. Das Gründerzentrum bietet hier eine große Chance, zukunftsfähige Arbeitsplätze zu schaffen und durch Unternehmensgründungen langfristig Steuereinnahmen zu generieren.
- Wirtschaftsfreundliche Infrastruktur: Eine schnellere Bearbeitung von Bauanträgen und eine vereinfachte Bürokratie könnten die Ansiedlung neuer Firmen beschleunigen. Die Nähe zu Hamburg sollte aktiv genutzt werden, um Unternehmen für den Standort Wedel zu gewinnen.
3. Priorisierung bei Bauprojekten
Einige Bürgerinnen und Bürger äußerten sich kritisch zu den aktuellen Bauprojekten und sahen hier Einsparpotenzial:
- Baumaßnahmen verschieben: Straßenbauprojekte wie der Ausbau des Tinsdaler Wegs oder des Breiten Wegs sollten nur dann durchgeführt werden, wenn eine unmittelbare Gefahr besteht. Maßnahmen, die aktuell nicht dringend notwendig sind, könnten aufgeschoben werden, um Kosten zu senken.
- Sanierung statt Neubau: Statt kostspielige Neubauten, wie beispielsweise eine neue Tiefgarage am ZOB, könnten Sanierungen von bestehenden Gebäuden und Infrastrukturen in Erwägung gezogen werden, um Kosten zu minimieren.
4. Einnahmen durch Strafgebühren und Parkgebühren
Einige Bürger sehen Potenzial in der Erhöhung von Strafgebühren und der Einführung von Parkgebühren:
- Erhöhung von Bußgeldern: Die Verstärkung der Kontrollen von Ordnungswidrigkeiten, wie das Nichtaufheben von Hundekot oder das Parken in unzulässigen Bereichen, könnte nicht nur die Ordnung in der Stadt verbessern, sondern auch zusätzliche Einnahmen durch höhere Bußgelder generieren.
- Einführung von Parkgebühren: In bestimmten Bereichen, wie dem ZOB oder stark frequentierten Straßen, könnten Parkgebühren eingeführt werden. Diese Maßnahme würde nicht nur Einnahmen generieren, sondern auch den Verkehr und die Parkplatznutzung effizienter gestalten.
5. Verlegung des Wochenmarktes und Verkauf des Marktplatzes
Ein Vorschlag zur Einnahmengenerierung betrifft den Marktplatz:
- Verlegung des Wochenmarktes: Der Wochenmarkt könnte in die Bahnhofstraße verlegt werden, was die Belebung dieses Bereichs am Wochenende fördern würde. Gleichzeitig könnte dies die Attraktivität der Bahnhofstraße erhöhen und mehr Besucher anziehen.
- Verkauf des Marktplatzes: Der frei werdende Marktplatz könnte verkauft oder anders genutzt werden, was erhebliche Einnahmen für die Stadt generieren könnte. Ein solcher Verkauf müsste natürlich sorgfältig geprüft werden, um die Auswirkungen auf das Stadtbild und die langfristige Nutzung der Fläche zu berücksichtigen.
6. Stärkung des Tourismus
Einige Bürger schlagen vor, Wedel als Touristenziel weiter auszubauen, um zusätzliche Einnahmen zu generieren:
- Touristische Attraktionen fördern: Die Stadt könnte ihre Nähe zur Elbe und die bestehende touristische Infrastruktur besser vermarkten, um mehr Tagesbesucher anzuziehen. Einrichten einer Fußgängerzone oder die Verbesserung der Busverbindungen vom Bahnhof zum Hafen könnten die Attraktivität für Besucher steigern und mehr Einnahmen aus dem Tourismus generieren.
7. Kooperationen und langfristige Wirtschaftsförderung
Langfristig sehen die Bürger vor allem in der Wirtschaftsförderung großes Potenzial:
- Kooperation mit Hamburg: Eine engere Zusammenarbeit mit Hamburg, insbesondere in Bezug auf das Fernwärmenetz oder andere Infrastrukturprojekte, könnte Wedel stärken. Eine wirtschaftsfreundliche Politik könnte dazu beitragen, Unternehmen anzulocken, die vom Hamburger Markt profitieren wollen.
- Wirtschaft als Basis für Wachstum: Einige Bürger betonen, dass Wedel mehr als nur ein touristisches Ziel sein sollte. Statt auf reine Tourismusförderung zu setzen, sollte die Stadt Unternehmen anziehen, die Arbeitsplätze schaffen und Gewerbesteuern zahlen.
Fazit: Ein Mix aus Einsparungen und neuen Einnahmen
Die Vorschläge der Bürgerinnen und Bürger zeigen, dass es viele Möglichkeiten gibt, die finanzielle Lage der Stadt Wedel zu verbessern. Durch gezielte Einsparungen in der Verwaltung und eine Priorisierung von Bauprojekten könnten Kosten gesenkt werden. Gleichzeitig bieten Maßnahmen wie die Förderung von Unternehmen, die Erhöhung von Bußgeldern und eine stärkere Vermarktung des Tourismus Potenzial für zusätzliche Einnahmen.