Sachstandsbericht zur Badebucht – steigende Kosten, offener Kurs

In der Ratssitzung am 25. September 2025 stellte der Geschäftsführer der Stadtwerke Wedel, Jörg Maurer den aktuellen Sachstand zur Badebucht vor. Die Präsentation zeigte deutlich: Die Betriebskosten des Kombibads steigen seit Jahren, die Zukunft des Bades bleibt unklar, und zwischen Aufsichtsrat und Rat der Stadt hat es bislang an einer abgestimmten Strategie gefehlt.

Wachsende Defizite und strukturelle Probleme

Seit der Eröffnung im Jahr 2006 kämpft die Badebucht mit hohen Betriebs- und Energiekosten. Die Anlage war nie auf Kosteneffizienz ausgelegt: komplexe Raumstrukturen, aufwendige Reinigung, hoher Energieverbrauch und ein insgesamt großer technischer Unterhaltungsbedarf belasten die Bilanz. Besonders seit 2021 haben tarifbedingte Lohnsteigerungen und steigende Energiepreise die Ausgaben deutlich erhöht. Der jährliche Zuschussbedarf liegt inzwischen bei 2,5 Millionen Euro – weit oberhalb des früheren Defizitdeckels von 2,1 Millionen Euro.

Personal im Umbruch

Die unklare Zukunft des Bades führt zunehmend zu personellen Problemen. Mehrere Beschäftigte suchen aktiv nach neuen Arbeitsplätzen, und in Teilbereichen drohen Einschränkungen im Angebot oder qualitative Einbußen. Maurer machte deutlich, dass die Personalstabilität derzeit kritischer sei als der technische Zustand der Anlage.

Fehlende politische Rückkopplung

Ein zentrales Problem liegt laut Präsentation in der Entkopplung zwischen dem Aufsichtsrat der Kombibad GmbH und den politischen Gremien. Viele Entscheidungen seien bislang ohne klare strategische Vorgaben des Rates getroffen worden. Ein juristisches Gutachten der Kanzlei Weissleder & Ever betonte, dass der Rat den Aufsichtsrat sehr wohl mit einem inhaltlichen Handlungsrahmen ausstatten dürfe – und dass die Einbindung der Aufsichtsratsmitglieder in politische Diskussionen rechtlich ausdrücklich erwünscht sei.

Diskutierte Handlungsoptionen

Seit 2019 wurden im Aufsichtsrat verschiedene Szenarien geprüft, um das Defizit zu senken oder das Bad neu auszurichten. Diskutiert wurden unter anderem:

  • Erweiterung durch ein Tagungshotel oder Wellnessangebote,
  • Reduzierung der Öffnungszeiten auf Schul- und Vereinsschwimmen,
  • Verpachtung von Gastronomie- und Saunabereich,
  • Teilabriss und Neubau mit unterschiedlichen Ausstattungsvarianten,
  • energetische Sanierung im Bestand,
  • oder ein Gesamtbetreibermodell ohne Tarifbindung.

Je nach Variante würde der jährliche Zuschussbedarf zwischen 1,3 und 2,2 Millionen Euro liegen. Einen verbindlichen Prüfauftrag oder strategischen Rahmen von Seiten der Stadt habe es jedoch bislang nicht gegeben.

Variante 4A als Favorit

Die vom Aufsichtsrat bevorzugte Variante 4A sieht den Erhalt eines Grundangebots an Schwimm- und Saunaleistungen vor – mit Fokus auf Schul- und Vereinsschwimmen sowie einem ausgewogenen Verhältnis von Leistungen und Zuschussbedarf. Übergeordnete städtebauliche Aspekte, etwa eine Kombination mit Tagungshotel oder Mehrzweckhalle, waren dabei nicht Teil der Überlegungen und wurden bewusst ausgeklammert.

Beschlusslage und Planungsstand

Der Rat hatte im März 2025 beschlossen, Haushaltsmittel für eine Modernisierung der Badebucht bereitzustellen. Vorgesehen waren Planungen, Gespräche mit Nutzergruppen sowie die Beauftragung von Fachplanern und eines Vergaberechtsanwalts. Nach Genehmigung des Haushalts durch das Innenministerium im Juni 2025 verschob sich der Zeitplan: Mit konkreten Planungen kann frühestens Ende 2025 begonnen werden, ein förderfähiges Feinkonzept wäre frühestens im Frühjahr 2026 realistisch.

Kommunikationsschleife und neue Entwicklungen

Angesichts der Kritik aus Politik und Öffentlichkeit – vor allem wegen mangelnder Transparenz und fehlender Einbindung – wurde im Sommer eine „Kommunikationsschleife“ beschlossen. Ziel ist, den Prozess transparenter zu gestalten und das Projekt stärker in ein gesamtstädtisches Konzept einzubetten. Die Bürgermeisterin informierte im Juli über diese Neuaufstellung: Bis auf Weiteres soll die Badebucht „auf Sicht“ weiterbetrieben werden, mit minimalen Investitionen und einem Fokus auf die Grundversorgung für drei bis fünf Jahre.

Förderchancen und offene Fragen

Zuletzt verwies Maurer im Aufsichtsrat auf die sogenannte „Sportfördermilliarde“ des Bundes, deren Mittel ab Anfang 2026 im Windhundverfahren vergeben werden sollen. Eine auf das Sportschwimmen konzentrierte Variante der Badebucht könnte förderfähig sein – sofern die Planungen rechtzeitig abgeschlossen sind. Dafür wäre jedoch ein weiterer Ratsbeschluss zur Übernahme der Planungskosten nötig, da diese im aktuellen Wirtschaftsplan noch nicht vorgesehen sind.

Fazit

Die Präsentation machte deutlich, dass die Badebucht Wedel vor einer Richtungsentscheidung steht. Ohne politische Einigung über Ziel, Umfang und Finanzierung bleibt das Projekt blockiert. Die Zeit drängt: Fördergelder stehen bereit, das Personal ist verunsichert, und die Kosten steigen weiter.

Link zur Präsentation

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    Fest steht, das das Gelände im jetzigen Zustand einen Schandfleck darstellt. Man sollte jede Möglichkeit nutzen, dort ein Unternehmen anzusiedeln. Wenn DHL in Wedel investieren möchte, wird doch sicherlich so etwas wie eine Machbarkeitsstudie existieren,auf die man aufbauen könnte. Es ist doch so: Ohne zusätzliche Steuereinnahmen kein Raum fü[…]
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