Der Fall Wedel Marketing

Der Fall Wedel Marketing

Herausforderungen in der Zusammenarbeit zwischen dem Bürgermeister und dem Verein

Es ist fast zwei Jahre her, seit Herr Kaser sein Amt als Bürgermeister angetreten hat und ein fortschrittliches Stadtmarketing angekündigt hat. Leider ist bisher kein konkretes Konzept vorgestellt worden, was zu Unklarheiten und Spekulationen geführt hat.

Es hätte so mühelos sein können. Herr Kaser trat mit dem Versprechen an, ein fortschrittliches Stadtmarketing zu entwickeln, ließ jedoch Einzelheiten offen. Er hätte jederzeit auf Wedel Marketing und die politischen Entscheidungsträger zugehen und seine Überlegungen, Ideen oder gar ein fertiges Konzept präsentieren können. Es hätte nicht einfacher sein können, alle relevanten Akteure einzubeziehen: die politischen Entscheidungsträger und die Ausführenden bei Wedel Marketing. Dies zu bewerkstelligen, zählt zu den Grundvoraussetzungen einer effektiven Führungsperson.

Vielleicht hätten wir dann bereits am Anfang des Jahres 2024 ein Ergebnis gehabt, das Herr Kaser als seinen Erfolg hätte verbuchen können: ein vollständig revitalisiertes Wedel Marketing. Doch bis heute bleibt unklar, was genau geplant war und ist. Nach nahezu zwei Jahren voller Versprechungen und Ankündigungen ist nichts Greifbares entstanden.

Stattdessen entwickelten sich die Ereignisse anders. Als Auftakt erhielt Wedel Marketing eine Aufforderung zur Rückzahlung eines Fördermittelanteils, begründet durch das Ausfallen einer Großveranstaltung im Pandemiejahr 2021.

Ohne die rechtlichen Aspekte zu vertiefen – beide Seiten haben ihre Argumente –, geht es vor allem um das WIE und nicht um das WAS. Warum suchte Herr Kaser nicht das persönliche Gespräch mit Wedel Marketing? Beide haben ihre Büros sich im selben Gebäude. Ein direktes Gespräch hätte viele Unklarheiten beseitigen können. Dass diese Rückforderung den finanziellen Rahmen des Vereins übersteigen könnte und somit nachhaltig schaden würde, war absehbar.

Am 15. Dezember 2022 fanden Gespräche zwischen der Verwaltung und Wedel Marketing statt, mit dem Ziel, eine gemeinsame Basis und zukünftige Kooperation zu finden. Erfreulicherweise wurde in Gegenwart von Herrn Kaser ein Kompromiss erzielt.

Doch dann äußerte Bürgermeister Kaser am 19. Dezember beiläufig gegenüber den Fraktionsvorsitzenden, er plane, am folgenden Tag die Kündigung an Wedel Marketing zu versenden. Die Fraktionsvorsitzenden wiesen ihn darauf hin, dass er eine Kündigung nur aussprechen dürfe, wenn der Rat dieses zuvor genehmigt hat. Die Fraktionen hielten die Zusammenarbeit mit dem Verein jedoch für sehr effektiv und gut, deshalb rieten sie von einer Kündigung ab. Trotz der Einwänden bestand der Bürgermeister auf seinem Vorhaben. Von dem erzielten Kompromiss, nur ein paar Tage zuvor, erwähnte er nichts und Wedel Marketing wurde über seine Kündigungsabsicht nicht informiert.

Nichtsahnend von der weiteren Entwicklung verkündete der Vorsitzende von Wedel Marketing am 20. Dezember die Einigung mit dem Bürgermeister. Diese wurde dann binnen weniger Stunden von Herrn Kaser dementiert, und die Kündigung der Leistungsvereinbarung angekündigt.

Aufgeklärt, dass eine Kündigung ohne Ratsbeschluss rechtlich nicht haltbar ist, wollte Herr Kaser sich in der Ratssitzung am 22. Dezember die erforderliche Befugnis hierfür einholen. Da die Tagesordnung aber bereits veröffentlicht war, musste er einen Dringlichkeitsantrag stellen, um die Tagesordnung zu ändern. Die Dringlichkeit wurde mit einem drohenden finanziellen Schaden für die Stadt begründet. Im November war der Jahresbericht von Wedel Marketing vorgestellt worden. Zu diesem Zeitpunkt wurde kein derartiger Vorschlag gemacht, die Dringlichkeit wurde entsprechend nicht gesehen.

Doch welcher finanzielle Schaden würde tatsächlich entstehen, sollte Wedel Marketing seine Arbeit zu den bisherigen Konditionen fortsetzen? Der Verein hat ein Budget von etwa 200.000€, von denen 95.000€ von der Stadt stammen. Der Rest sind Beiträge und Spenden. Die Fortsetzung dieser externen Unterstützung ist fraglich, insbesondere angesichts der durch Herrn Kaser verursachten Rufschädigung.

Zu den Beiträgen und Spenden kommen zahlreiche ehrenamtliche Arbeitsstunden, die in die Arbeit des Vereins investiert wurden und werden.

Ein Stadtmarketing unter der Leitung von Herrn Kaser würde ebenfalls Kosten verursachen, ob 95.000€ dafür ausreichen, ist fraglich. Eine Kostenschätzung wurde nie vorgestellt.

Am 13. Januar 2023 kündigte Herr Kaser an: „Ich werde im Februar im Haupt- und Finanzausschuss (HFA) und in der Ratsversammlung meine konkreten Vorstellungen für ein zukunftsorientiertes Stadtmarketing präsentieren.“ Anhand der Tagesordnungen und Protokolle der betreffenden Sitzungen ist zu erkennen, dass die Veröffentlichung ausblieb.

Auch im weiteren Verlauf des Jahres erfolgte keine Veröffentlichung. Erst im Juli 2023 wurde sein lang erwartetes Konzept vorgestellt, das jedoch lediglich eine Sammlung allgemeiner Statements darstellte und keinen spezifischen Bezug zu Wedel hatte.

In dieser Sitzung betonte Herr Kaser, Marketing als umfassenden Begriff zu sehen, mit dem Ziel, die Attraktivität der Stadt zu steigern und Arbeitsplätze zu sichern. Zu den Kosten äußerte er sich nicht konkret.

Die dringende Notwendigkeit der Kündigung schien sich im Laufe des Jahres 2023 abzumildern. Herr Kaser ließ den nächsten möglichen Kündigungstermin verstreichen, ohne sich im Austausch mit Politik und Verein um ein gemeinsames Konzept bemüht zu haben.

Stattdessen folgten öffentliche Äußerungen, die der Vorstand nur als Verleumdung auffassen konnte. So sprach Herr Kaser in seiner Neujahrsansprache von "Vereinsmeierei" und behauptete in der Ratssitzung im Januar 2024, es sei nicht hinnehmbar, dass Aufträge an Vorstandsmitglieder von Wedel Marketing vergeben würden. Äußerungen die den Eindruck eines Fehlverhaltens erwecken.

Die Finanzen des Vereins werden jährlich geprüft, ohne dass jemals Beanstandungen zur Auftragsvergabe vorlagen. Dies wurde in einem Gespräch mit dem Rechnungsprüfungsamt bestätigt. Seine Behauptungen ließ Herr Kaser trotzdem ohne Beweis oder Korrektur weiter bestehen. Zudem behauptete er, Vertragsinhalte vorgeschlagen zu haben, die jedoch vom Verein nicht wahrgenommen würden. Tatsächlich wurden von ihm nie konkrete Änderungswünsche eingebracht.

Erst nach der „Brandrede“, gehalten von der Fraktionsvorsitzenden der CDU, Julia Fisauli-Aalto, in der Februar-Ratssitzung 2024, sandte Herr Kaser dem Vorstand von Wedel Marketing sowie den Fraktionsvorsitzenden am 20. März seine Vorstellungen von einem Stadtmarketing schriftlich zu.

Nach zwei Jahren der Stagnation, unerfüllter Erwartungen und Anschuldigungen seitens Herrn Kasers bleibt ein demotivierter Vorstand und eine enttäuschte Geschäftsstelle zurück, die öffentlich ohne Beweise beschuldigt wurden, während vom Bürgermeister keine substanziellen neuen Ideen beigesteuert wurden. Weder der Politik noch Wedel Marketing ist zum Zeitpunkt der Einleitung des Abwahlverfahrens klar gewesen, wie Herr Kaser das Stadtmarketing gestalten will. Anfragen blieben unbeantwortet.

 

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    Da stimme ich Ihnen in weiten Teilen zu – insbesondere was die Notwendigkeit angeht, diesen „Schandfleck“ endlich sinnvoll zu entwickeln. Eine wirtschaftliche Nutzung mit dem Ziel, neue Arbeitsplätze und Steuereinnahmen zu generieren, ist aus Sicht der CDU absolut wünschenswert. Was mögliche Ansiedlungen wie DHL betrifft: Bisher liegen uns[…]
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    Fest steht, das das Gelände im jetzigen Zustand einen Schandfleck darstellt. Man sollte jede Möglichkeit nutzen, dort ein Unternehmen anzusiedeln. Wenn DHL in Wedel investieren möchte, wird doch sicherlich so etwas wie eine Machbarkeitsstudie existieren,auf die man aufbauen könnte. Es ist doch so: Ohne zusätzliche Steuereinnahmen kein Raum fü[…]
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