Die Geschichte der Kita Kleine Strolche

Die Geschichte der Kita Kleine Strolche

Oder: Wie ein Vertrauensbruch zur Schließung der Kita führte

Die Kita Kleine Strolche am ehemaligen Wedeler Krankenhaus war im Kreis Pinneberg etwas ganz Besonderes. Bot sie doch den Eltern als einzige Kita im Kreis eine Betreuung mit beson­derer Flexibilität und erweiterten Öffnungszeiten an. Nur hier konnten Kinder bei Be­darf bereits ab 06:00 Uhr früh abgegeben werden. Viele Eltern der rund 30 betreuten Kinder waren im Gesundheitswesen oder bei der Polizei im Schichtdienst tätig. Alle Kinder waren auch dann gut und sicher aufgehoben, wenn es im Dienst der Eltern durch dringende Ereig­nisse mal später und die Betreuungszeit überzogen wurde. Es blieb immer eine Erzieherin in der Kita bei dem Kind, bis es abgeholt werden konnte.

Die Kita Kleine Strolche lag auf dem Gelände des Krankenhauses außerhalb der Stadtgrenze Wedels. Die Erlaubnis für den Kita-Betrieb war deshalb an den Krankenhausbetrieb ge­kop­pelt. Als die Regio-Kliniken Mitte 2020 den Krankenhausbetrieb eingestellt hatten, wurde die kleine Kita im ehemaligen Schwesternwohnheim dennoch weiter geduldet. War sie doch ein wichtiger Baustein für die Kinderbetreuung in Wedel und wurde auch von der Verwal­tung für ihre Flexibilität gelobt.

Die Regio-Kliniken haben das Gelände nach der Schließung verkauft. Der neue Eigentümer plante dort mittelfristig in einen neuen krankenhausähnlichen Betrieb zu gehen. In dem Kaufvertrag war geregelt, dass die Kita (gerade frisch renoviert nach einem Wasserschaden) weiterhin betrieben werden soll und tatsächlich hatte auch der neue Eigentümer ein großes Interesse an dem Fortbestand der Kita.

Anfang 2023, bald drei Jahre nach Schließung des Krankenhauses, gab es immer noch keine wesentlichen Fortschritte bei der Entwicklung des Geländes. Der verantwortliche Fachbe­reichs­leiter teilte deshalb im vertraulichen, nichtöffentlichen Teil der Sitzung des Ausschus­ses für Bildung, Kultur und Sport (BKS) am 26.04.2023 mit, dass der Kita-Betrieb wohl zum 01.08.2023 aufgegeben werden müsse. Darüber und über Lösungsmöglichkeiten würde die Verwaltung nun in den persönlichen Austausch mit der Kita-Trägerin, der Kita-Leitung und den betroffenen Eltern gehen.

An dieser Sitzung hatte auch der Bürgermeister teilgenommen. Noch bevor die Verwaltung mit irgend jemanden von den Verantwortlichen hierüber sprechen konnte, informierte Herr Kaser nur drei Tage später, am Samstag, den 29.04.2023, die beiden Elternvertreterinnen der Kita Kleine Strolche persönlich über die Schließung. Eine der Elternvertreterinnen rief er Samstagmittag zuhause an, um ihr direkt von den Ergebnissen aus der vertraulichen BKS-Sit­zung zu berichten. Dieses geschah ohne Rücksprache mit den Verantwortlichen der Ver­wal­tung und bevor die Trägerin der Kita oder die Leitung und Mitarbeitenden informiert wa­ren. Mit diesem Verstoß gegen die Vertraulichkeit und der nicht abgesprochenen Informati­ons­weitergabe trat der Bürgermeister eine Welle der Empörung aber auch Verzweiflung bei den betroffenen Eltern los. Dieses war in den folgenden BKS- und Ratssitzungen bis zum Sommer 2023 für alle Anwesenden spürbar.

Politik und Elternvertretung bemühten sich in den folgenden Wochen mit der Verwaltung eine Lösung zu finden, damit die Kita nicht so kurzfristig geschlossen werden muss, sondern mindestens ein weiteres Jahr geduldet werden kann. In diesem Jahr sollten Möglichkeiten und Voraussetzungen für einen dauerhaften Betrieb gefunden werden. Die Zeit drängte, es folgten Gespräche mit der Betreiberin, dem neuen Eigentümer und Vertretern des Innenmi­nisteriums. Aus Kiel erhielt die Grüne Politikerin, Frau Kärgel, schließlich die Zu­sage, dass es seitens des Ministeriums keine Widerstände gäbe, wenn die Stadt Wedel die Duldung der Kita für ein weiteres Jahr laufen ließe. Es solle einfach alles so weiterlaufen wie bisher.

Alle wünschten sich die Fortführung der Kita. Um das weitere Vorgehen zu besprechen, be­mühte sich die CDU-Fraktionsvorsitzende und BKS-Ausschuss-Vorsitzende, Frau Fisauli, einen Termin mit allen Beteiligten aus der Politik, der Verwaltung und dem neuen Grundeigentü­mer (Captiva) zu organisieren. Dieser Termin war schließlich für Freitag, den 16.06.2023 ge­funden und geplant. Einen Tag vorher bat der Bürgermeister jedoch Frau Fisauli, das Treffen abzusagen und versprach gleichzeitig noch am selben Tag einen neuen Termin vorzuschla­gen. Frau Fisauli vertraute Herrn Kaser und stornierte den Termin. Leider blieb der verspro­chene Terminvorschlag bis Montag früh aus. Erst nach wiederholtem Nachfragen setzte der Bürgermeister schließlich einen Termin für Donnerstagabend, den 22.06.2023 an.

So trafen sich schließlich die Vertretungen der Politik und Verwaltung (Captiva konnte es nicht einrichten) an jenem Donnerstag, um über Lösungsmöglichkeiten zu sprechen. Völlig überraschend teilte dann jedoch eine Mitarbeiterin des Justiziariats den politischen Vertre­tungen gleich zu Beginn des Meetings mit, dass die Bauaufsicht vor einem Monat einen Bescheid zur Nutzungsunterlassung an die Betreiberin versandt hätte. Dieser sei mit Ablauf des 19.06.2023 rechtskräftig geworden, da die Regio-Kliniken keinen Einspruch eingelegt hatten. Man könne gerne über die Kita sprechen, aber die Schließung sei nun unabwendbar.

Von diesem Bescheid wusste weder die Politik noch der neue Grundeigentümer. Bei der Be­treiberin, der Regio-Klinik, ist er aufgrund urlaubsbedingter Abwesenheiten untergegangen. Tatsächlich hatte die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Frau Süß, Anfang Juni 2023 versucht, die zuständige Person der Bauaufsicht in Wedel telefonisch zu erreichen, um zu erfahren, wie der Sachstand bezüglich des bereits angedrohten Bescheides zur Nutzungsuntersagung für den Kitabetrieb sei. Dieses gelang ihr jedoch nicht. Niemand aus der Verwaltung durfte mit den politischen Vertretern sprechen, ohne sich vorher die Erlaubnis des Bürgermeisters bzw. der entsprechenden Fachbereichsleitung einzuholen. Ein Rückruf der Bauaufsicht bei Frau Süß erfolgte trotz mehrfacher Anfrage nicht und sie erhielt somit keine Informationen zum Sachstand.


Die Politikerinnen und Politiker fühlten sich an jenem Donnerstagabend vom Bürgermeister hintergangen und ausgetrickst. Hatte er doch den Termin noch einmal um knapp eine Wo­che verschoben, sodass in der Zwischenzeit der Bescheid rechtskräftig werden konnte und es damit keinen Weg mehr gab, die Kita Kleine Strolche weiterhin zu dulden. Mit dieser Rechts­kraft war die Schließung der Kita besiegelt.

Noch heute bricht es vielen Beteiligten das Herz, wenn sie darüber nachdenken, wie der Bür­germeister durch sein Handeln letztlich die Schließung der Kita „Kleine Strolche“ herbeige­führt hat. Wedel hat seit dem Herbst 2023 eine Kita weniger und das in Zeiten langer Wartelis­ten. Für Eltern, die auf flexible Öffnungszeiten angewiesen sind, gibt es seither im Kreis kein entsprechendes Angebot mehr. - Und die Vertreterinnen und Vertreter der Politik?

Ihr Vertrauen in Aussagen des Bürger­meisters wurde nach diesem Erlebnis nachhaltig beschädigt.

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