Finanzstruktur von Wedel Marketing: Was 2023 geleistet und wie es finanziert wurde

Wedel Marketing e.V. ist ein zentraler Akteur im Stadtbild: ob bei der Organisation von Veranstaltungen wie dem Hafenfest oder dem Weihnachtsmarkt, bei touristischen Informationen, der Unterstützung des lokalen Handels oder der Koordination von Kulturprojekten. All das kostet Geld. Doch nur ein Teil davon stammt aus dem städtischen Haushalt. Wer über die Zukunft des Stadtmarketings diskutiert, sollte sich daher zunächst mit den finanziellen Grundlagen vertraut machen.

Im Jahr 2023 belief sich der Gesamtetat des Vereins auf rund 305.000 Euro. Die größte Einzelposition war der Zuschuss der Stadt Wedel in Höhe von 95.000 Euro – das entspricht etwa 31 % des Gesamtbudgets. Zwei Drittel der Mittel stammen jedoch aus anderen Quellen: Allen voran die Mitgliedsbeiträge (76.000 Euro) und das projektbezogene Sponsoring, insbesondere für die Unterstützung der lokalen Wirtschaft (45.000 Euro). Hinzu kamen Einnahmen aus Veranstaltungen, Projektzuschüssen und Verkäufen (42.000 Euro), Steuererstattungen und Zinserträge (12.000 Euro). Besonders bemerkenswert: Die Vereinsarbeit wird ergänzt durch über 2.000 ehrenamtliche Stunden, die in ihrer wirtschaftlichen Bedeutung mit etwa 50.000 Euro angesetzt werden können.

Die Ausgabenseite des Vereins ist ebenso vielfältig wie seine Aufgaben. Rund 110.000 Euro entfielen 2023 auf Personalkosten – unter anderem für die Projektkoordination, Öffentlichkeitsarbeit, das touristische Informationsangebot und die Veranstaltungsbetreuung. Weitere Ausgaben betrafen Veranstaltungen wie das Hafenfest, die Kulturnacht, das STADTRADELN und den Weihnachtsmarkt, außerdem den Kulturkalender, Versicherungen, Raummiete, Mitgliedschaften in touristischen Verbänden, Werbekampagnen und Sachkosten für Bürobetrieb, Kommunikation und Gestaltung. Insgesamt lagen die Ausgaben bei rund 240.000 bis 250.000 Euro.

Auffällig ist dabei, wie effizient die Mittel eingesetzt werden: Mit vergleichsweise geringem städtischen Zuschuss gelingt es Wedel Marketing, ein Vielfaches an Eigenleistung zu mobilisieren, sowohl finanziell als auch personell. Dieses Zusammenspiel ist nicht selbstverständlich, sondern Ergebnis einer bewusst gewählten Struktur: Der Verein ermöglicht es lokalen Unternehmen, Vereinen und Einzelpersonen, sich direkt zu beteiligen, Beiträge zu leisten und selbst mitzugestalten. Auch die Sponsorenbindung, etwa im Bereich der lokalen Wirtschaft, wäre ohne die Vereinsform kaum möglich.

Vor diesem Hintergrund erscheint es problematisch, wenn öffentlich die These vertreten wird, man könne das Geld für das Stadtmarketing einfach einsparen, indem man es „wieder in der Verwaltung ansiedelt“. Was auf den ersten Blick wie ein Sparvorschlag wirkt, ignoriert zentrale Zusammenhänge: Die heute eingeworbenen Beiträge und Sponsoringmittel würden in dieser Form verloren gehen, ebenso das ehrenamtliche Engagement. Denn wer Mitglied in einem Verein ist, zahlt Beiträge und engagiert sich freiwillig. Eine städtische Einrichtung würde das weder organisatorisch noch rechtlich abbilden können.

Hinzu kommt: Stadtmarketing durch die Verwaltung ist keineswegs kostenfrei. Eine solche Struktur würde neues Personal erfordern, Räume, Sachmittel und ein eigenes Budget für Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit und Netzwerke. Ohne die Vereinsstruktur bliebe der Stadt letztlich nur die Wahl, viele bisherige Leistungen ersatzlos zu streichen – oder selbst mehr Geld in die Hand zu nehmen. Eine Einsparung ist unter diesen Voraussetzungen also nicht zu erwarten, im Gegenteil: Es drohen höhere Kosten bei geringerem Wirkungskreis.

Wedel Marketing erzielt mit vergleichsweise wenig städtischem Geld eine große Wirkung, dank Eigenfinanzierung, ehrenamtlichem Engagement und schlanker Strukturen. Eine Rückführung in die Verwaltung würde diese Synergie zerstören und die Stadt nicht entlasten, sondern vermutlich stärker belasten. Wer über Stadtmarketing spricht, sollte deshalb nicht nur auf den Zuschuss schauen, sondern auf das, was daraus entsteht – und was verloren ginge, wenn man das System infrage stellt.

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    Da stimme ich Ihnen in weiten Teilen zu – insbesondere was die Notwendigkeit angeht, diesen „Schandfleck“ endlich sinnvoll zu entwickeln. Eine wirtschaftliche Nutzung mit dem Ziel, neue Arbeitsplätze und Steuereinnahmen zu generieren, ist aus Sicht der CDU absolut wünschenswert. Was mögliche Ansiedlungen wie DHL betrifft: Bisher liegen uns[…]
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    Fest steht, das das Gelände im jetzigen Zustand einen Schandfleck darstellt. Man sollte jede Möglichkeit nutzen, dort ein Unternehmen anzusiedeln. Wenn DHL in Wedel investieren möchte, wird doch sicherlich so etwas wie eine Machbarkeitsstudie existieren,auf die man aufbauen könnte. Es ist doch so: Ohne zusätzliche Steuereinnahmen kein Raum fü[…]
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