Meine Meinung zur Debatte: Zwischen Schlagzeilen, Wirklichkeit und Verantwortung

Der aktuelle Meinungsbeitrag von Jan Melchior Bonacker in den sh:z-Zeitungen hat eine Debatte ausgelöst, die mich sehr beschäftigt – nicht nur als Kommunalpolitiker, sondern als Wedeler, der diese Stadt seit Jahren begleitet, liebt und auch kritisch beobachtet. Bonacker hat sich die Mühe gemacht, die aktuellen Negativschlagzeilen einzuordnen und dabei ein wichtiges Gegengewicht zur allgegenwärtigen Empörungswelle zu setzen. Dafür gebührt ihm Dank.

Sein Fazit ist einfach, aber zutreffend: Wedel ist mehr als Mordprozesse, Haushaltsdefizite und Bürgermeisterkonflikte. Diese Dinge existieren – aber sie sind nicht das ganze Bild.

Ein Kommentar, der vielen aus der Seele spricht

Der Leserkommentar von Niels Schmidt unter dem Artikel bringt es auf den Punkt: „Es tut mir in der Seele weh, wie manche Zeitgenossen bewusst oder unbewusst viel Mühe darauf verwenden, unsere Stadt schlecht zu reden.“ Ich stimme ihm zu. Kritik ist notwendig – auch harte. Aber wenn aus berechtigter Kritik ein dauerhaftes und teils bösartiges Schlechtreden wird, verliert sie ihren konstruktiven Kern. Dann geht es nicht mehr um Lösungen, sondern um Stimmung.

In meinem eigenen Kommentar unter Bonackers Artikel habe ich deshalb bewusst differenziert: Es geht nicht darum, Probleme zu leugnen. Wedel hat mit großen Herausforderungen zu kämpfen – im Haushalt, in der Stadtentwicklung, in der politischen Kultur. Aber Wedel hat eben auch eine starke Zivilgesellschaft, kulturelle Vielfalt, eine engagierte Bürgerschaft. Es gibt viele alltägliche Belege dafür, dass diese Stadt lebt – und eine Zukunft hat.

Kritik an der Kritik – und ein Missverständnis

Auf meinen Kommentar reagierte unter anderem Rosemarie Binz-Vedder – in der Kommentarspalte auf SHZ.de. Sie unterstellt mir und anderen, wir würden „den sozialen Medien die Schuld geben“ – konkret der Facebookgruppe Wedel Germany. Und sie fragt: Wer hat denn all die Negativschlagzeilen immer wieder aufgewärmt – die Presse oder die sozialen Netzwerke?

Ich halte diese Frage für berechtigt, aber in der Schlussfolgerung für zu kurz gegriffen. Es geht nicht darum, sozialen Medien als Ganzes die Schuld zu geben. Natürlich gibt es dort auch kluge Fragen, kreative Ideen und engagierte Diskussionen – und ich lese das durchaus. Was ich kritisiere – und das seit langem – ist die Art der Kommunikation, wie sie in einigen Bereichen dieser Plattformen gepflegt wird: oft polemisch, oft verzerrend, oft persönlich angreifend. Und das hat Folgen für die Debattenkultur in dieser Stadt.

Verantwortung ist keine Einbahnstraße

Niemand hat allein „Schuld“ am schlechten Image von Wedel. Aber alle tragen Verantwortung: die Presse, die Politik, die Bürgerinnen und Bürger – und auch diejenigen, die öffentlich kommentieren. Wer immer nur zuspitzt, muss sich nicht wundern, wenn der Ton rauer wird. Und wer sich empört, dass andere pauschalisieren, sollte selbst auf seine eigenen Pauschalurteile achten.

Ich bin überzeugt: Nur mit differenziertem Blick, mit der Bereitschaft zur Einordnung und mit dem Mut zur Sachlichkeit kommen wir als Stadt weiter. Auch das ist Aufklärung – vielleicht sogar die wichtigste Form davon.


Wedel ist nicht nur Krise. Wedel ist auch Potenzial. Und genau darum geht es auf dieser Seite: um eine offene, ehrliche, aber eben auch verantwortungsbewusste Auseinandersetzung mit dem, was ist – und was sein könnte.

➡️ Zum Artikel:
🔗 shz.de – "Darum ist Wedel nicht so schlimm"
💬 Facebook-Diskussion in der Gruppe „Wedel Germany“

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    Da stimme ich Ihnen in weiten Teilen zu – insbesondere was die Notwendigkeit angeht, diesen „Schandfleck“ endlich sinnvoll zu entwickeln. Eine wirtschaftliche Nutzung mit dem Ziel, neue Arbeitsplätze und Steuereinnahmen zu generieren, ist aus Sicht der CDU absolut wünschenswert. Was mögliche Ansiedlungen wie DHL betrifft: Bisher liegen uns[…]
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    Fest steht, das das Gelände im jetzigen Zustand einen Schandfleck darstellt. Man sollte jede Möglichkeit nutzen, dort ein Unternehmen anzusiedeln. Wenn DHL in Wedel investieren möchte, wird doch sicherlich so etwas wie eine Machbarkeitsstudie existieren,auf die man aufbauen könnte. Es ist doch so: Ohne zusätzliche Steuereinnahmen kein Raum fü[…]
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