Die Sozialberatungsstelle Wedel ist eine zentrale Anlaufstelle für Menschen, die in schwierigen Lebenslagen Unterstützung brauchen – etwa bei finanziellen Sorgen, Wohnungsproblemen oder psychischen Belastungen. Der Jahresbericht 2024 zeigt eindrücklich, wie stark globale Krisen, steigende Lebenshaltungskosten und die angespannte Wohnungssituation auch in Wedel spürbar sind.
492 Beratungen – Wohnungsnot und seelische Belastung im Fokus
Insgesamt führte das Team 2024 492 Beratungen durch: 374 zur allgemeinen Sozialberatung und 118 zu Wohnungsproblemen. Viele Ratsuchende kamen mit mehreren Anliegen gleichzeitig – von der Mietnachzahlung über Schulden bis zu Krankheit oder Trennung. Besonders häufig betroffen waren Familien mit Migrationshintergrund, Alleinerziehende und Menschen mit psychischen Erkrankungen.
Ein zentrales Thema blieb die Wohnungsnot. Günstiger Wohnraum war extrem knapp, und ausländische Mieter:innen berichteten vermehrt von Benachteiligung oder Einschüchterung durch Vermieter. Die Sozialberatung vermittelte zwischen Mietern, Vermietern und dem Mieterverein und konnte in allen Fällen Obdachlosigkeit verhindern.
Sprachbarrieren und psychische Belastungen nehmen zu
Viele Klient:innen lebten seit Jahren in Deutschland, verfügten aber nur über geringe Deutschkenntnisse. Das erschwerte den Zugang zu Behörden, Arbeit und Bildung. Jugendliche aus betroffenen Familien mussten oft Verantwortung übernehmen und fungierten als Übersetzer – eine Überforderung, die ihre persönliche Entwicklung beeinträchtigte.
Zudem nahmen psychische Erkrankungen stark zu. Immer mehr Ratsuchende suchten erst dann Hilfe, wenn Räumungsklagen oder Schulden bereits eskaliert waren. In solchen Fällen leistete die Sozialberatung nicht nur praktische Unterstützung, sondern auch emotionale Stabilisierung und vermittelte an Fachdienste weiter.
Beratung zwischen Stabilisierung und Akuthilfe
Die Klientel lässt sich grob in drei Gruppen einteilen: Menschen mit regelmäßigem, teils wöchentlichem Unterstützungsbedarf; Ratsuchende mit klar umrissenen Anliegen; und Personen, die nur punktuell Hilfe benötigen. Die meisten Beratungen waren zeitintensiv und individuell – mit dem Ziel, Selbstständigkeit zu fördern, ohne die Betroffenen zu überfordern.
Beispielhafte Fälle
Eine mazedonische Familie wurde über Monate begleitet, nachdem der erkrankte Vater pflegebedürftig wurde. Die Mutter, kaum deutschsprachig, musste den Alltag und zahlreiche Anträge allein bewältigen. Die Sozialberatung half bei Behörden, Mieterverein und Integrationskurs – und verhinderte den Verlust der Wohnung.
Ein Mann aus Togo, der bisher als Tellerwäscher im Minijob arbeitete, konnte durch gezielte Unterstützung eine Weiterbildung zum Schweißer beginnen – ein Schritt hin zu mehr Selbstständigkeit. Ein drittes Beispiel zeigt, wie eine kognitiv eingeschränkte Mutter nach einer Frühgeburt in enger Begleitung wieder Struktur und Sicherheit im Alltag fand.
Herausforderungen und Netzwerk
Die Vielzahl an Formularen und unterschiedlichen Sozialleistungen überfordert viele Ratsuchende. Oft müssen mehrere Anträge gleichzeitig gestellt und regelmäßig erneuert werden. Hier schafft die Sozialberatung Klarheit und Struktur. Besonders wichtig bleibt dabei die enge Zusammenarbeit mit anderen Institutionen – vom Mieterverein über die Schuldnerberatung bis zu sozialen Diensten.
Personalwechsel und Neustart
2024 war auch intern ein Übergangsjahr. Nach dem Ausscheiden langjähriger Mitarbeitender übernahm Daniela Holm die Leitung der Beratungsstelle. Gemeinsam mit der neuen Kollegin Maria Rickborn (seit November 2024) bildet sie nun ein eingespieltes Team, das die Arbeit mit großem Engagement fortsetzt.
Ausblick auf 2025
Für 2025 plant die Sozialberatung den Ausbau des Angebots und die intensivere Betreuung besonders belasteter Klient:innen. Eine neue Mitarbeiterin soll das Team ab Mai verstärken. Geplant sind zudem eine engere Zusammenarbeit mit Vermietern, der Ausbau rechtlicher Beratungsmöglichkeiten und mehr Unterstützung für Menschen mit fehlenden Deutschkenntnissen.
Auch niedrigschwellige Bildungsangebote und Deutschkurse sollen stärker vermittelt werden. Ziel ist, Ratsuchende langfristig zu stabilisieren und ihnen den Weg in Arbeit, Bildung und gesellschaftliche Teilhabe zu erleichtern – Hilfe zur Selbsthilfe als Leitgedanke.
Fazit
Die Sozialberatung Wedel bleibt ein zentraler Stützpfeiler für sozialen Zusammenhalt. Sie hilft nicht nur in Krisen, sondern stärkt Menschen nachhaltig – durch Zeit, Vertrauen und praktische Unterstützung. Der Bericht 2024 zeigt: Soziale Stabilität entsteht vor Ort, durch kontinuierliche, menschliche Arbeit – Tag für Tag.