Stadtmarketing in Schleswig-Holstein – Wedel steht nicht allein

Die Diskussion um die Rolle und Finanzierung von Wedel Marketing e.V. wird in Teilen der Öffentlichkeit zunehmend emotional geführt. Dabei lohnt sich ein nüchterner Blick über die Stadtgrenzen hinaus: Denn Wedel beschreitet mit seinem Vereinsmodell keineswegs einen Sonderweg – vielmehr reiht sich die Stadt in eine breite Praxis ein, wie sie in vielen Kommunen Schleswig-Holsteins seit Jahren üblich ist.

Ob Pinneberg, Elmshorn, Norderstedt oder Kiel, sie alle setzen auf ein vereinsbasiertes Stadtmarketing, das durch eine Mischung aus städtischem Zuschuss, Mitgliedsbeiträgen, projektbezogenen Förderungen und Sponsoring finanziert wird. In Pinneberg etwa fließen nicht nur Mittel aus dem städtischen Haushalt, sondern auch gezielt Fördergelder aus Landesprogrammen wie dem „Zentrum für alle“. In Elmshorn trägt die Stadt jährlich einen erheblichen Teil zum Marketingetat bei, zusätzlich zu Einnahmen aus Veranstaltungen und Mitgliedsbeiträgen. 

Hinzu kommt: Viele Städte sind darüber hinaus Mitglied in landesweiten Netzwerken wie der „Marketingkooperation Städte in Schleswig-Holstein e.V.“ (MakS), einem Zusammenschluss von aktuell 14 Städten – darunter Lübeck, Flensburg, Husum, Neumünster, Plön und Bad Segeberg. Ziel ist die gemeinsame touristische Vermarktung und strategische Zusammenarbeit. Auch auf Bundesebene sind viele Stadtmarketing-Vereine in der „Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland e.V.“ organisiert, die über 580 Mitglieder vertritt.

Das Modell eines eigenständigen Vereins, der operativ arbeitet, aber mit der Stadtverwaltung eng verzahnt ist, hat sich vielerorts bewährt. Auch in Wedel ist diese Zusammenarbeit institutionalisiert: Der Bürgermeister sitzt im Vorstand, zentrale Aufgaben wie Tourismus-, Veranstaltungs- und Kulturmarketing sind vertraglich geregelt, und der Verein legt seine Zahlen jährlich dem Rechnungsprüfungsamt und dem Finanzausschuss vor. Diese Form der Partnerschaft erlaubt es, flexibel auf lokale Herausforderungen zu reagieren, etwa bei der Innenstadtentwicklung oder der Digitalisierung von Stadtmarketingangeboten.

Wer also behauptet, Wedel würde mit seinem Stadtmarketing-Modell einen Sonderweg gehen oder Mittel ohne Kontrolle verwenden, verkennt die Realität. Vielmehr folgt die Stadt einem erprobten Muster, das in Schleswig-Holstein weit verbreitet ist und durch zahlreiche andere Städte erfolgreich praktiziert wird. Kritik an einzelnen Entscheidungen ist legitim – sie sollte sich aber an Fakten orientieren und nicht die Grundlagen in Frage stellen, die sich andernorts längst bewährt haben.

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    Ich finde die Ansiedelung von DHL gut und würde das gerne so beschloßen sehen. Die Idee eines zusätlichen EDEKA sehe ich skeptisch. Was garantiert uns das der Eigentümer nich EDEKAs an anderen Stellen in Wedel dafür schließt. Der EDEKA in den Welau-Arkaden wäre ein Ankermieter sein weggeang würde der Bahnhofstraße[…]
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    Jan Luechau kommentierte auf Samstag, 22. März 2025 20:32
    Da stimme ich Ihnen in weiten Teilen zu – insbesondere was die Notwendigkeit angeht, diesen „Schandfleck“ endlich sinnvoll zu entwickeln. Eine wirtschaftliche Nutzung mit dem Ziel, neue Arbeitsplätze und Steuereinnahmen zu generieren, ist aus Sicht der CDU absolut wünschenswert. Was mögliche Ansiedlungen wie DHL betrifft: Bisher liegen uns[…]
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    Vielen Dank für Ihre Rückmeldung zum Artikel – auch wenn der Ton wieder einmal mehr auf Provokation als auf konstruktiven Austausch abzielt. Ich möchte dennoch auf Ihre Punkte eingehen: Warum wird das Personal in der Verwaltung aufgestockt? Ein Großteil der neuen Stellen resultiert aus rechtlichen Verpflichtungen. Ein Teil der nicht[…]
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    Die Annahme ergibt sich direkt aus den im Artikel genannten Punkten.
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    Jan Luechau kommentierte auf Samstag, 22. März 2025 19:30
    Vielen Dank für den Hinweis – völlig richtig: Bei einem Betriebsübergang nach § 613a BGB werden die Arbeitsverhältnisse in der Regel unverändert übernommen. Das schränkt natürlich auch die „Flexibilität“ eines möglichen privaten Betreibers deutlich ein und ist ein weiterer Grund, warum die Übernahme eines defizitären Betriebs w[…]
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    Warum wird das Personal in der Verwaltung aufgestockt.? Warum investiert die Stadtsparkasse in Holm und nicht in Wedel? Warum wird die Sparkasse nicht zu Geld gemacht? Letztendlich wundert mich auch folgendes: Wo war die CDU in den letzten 12 Jahren? Soweit ich mich erinnere, wurde Niels Schmidt urch die CDU[…]
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    Worauf beruht die Annahme, das sich kein Investor für ein privat betriebenes Bad finden würde ?  
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    Frank fuchs kommentierte auf Samstag, 22. März 2025 07:27
    Fest steht, das das Gelände im jetzigen Zustand einen Schandfleck darstellt. Man sollte jede Möglichkeit nutzen, dort ein Unternehmen anzusiedeln. Wenn DHL in Wedel investieren möchte, wird doch sicherlich so etwas wie eine Machbarkeitsstudie existieren,auf die man aufbauen könnte. Es ist doch so: Ohne zusätzliche Steuereinnahmen kein Raum fü[…]
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    Renate Palm kommentierte auf Freitag, 21. März 2025 20:04
    Ein Hinweis. Bei einem Betriebsübergang nach § 613a BGB werden auch die Arbeitsverträge übernommen. Eine Kündigung der Arbeitnehmer ist rechtlich selten durchsetzbar.