Stadtteilzentrum „Mittendrin“ – Erhalten, aber wie?

Das Stadtteilzentrum „Mittendrin“ in der Friedrich-Eggers-Straße gehört für viele Menschen einfach zu Wedel dazu. Es ist ein Ort, an dem man nicht nur Unterstützung findet, sondern auch Begegnung, Austausch und manchmal einfach nur ein offenes Ohr. Kurz gesagt: Das Zentrum leistet wichtige Arbeit – und es wäre ein großer Verlust, wenn dieser Raum eines Tages verschwinden würde. Dass „Mittendrin“ erhalten bleiben muss, steht für viele außer Frage. Die eigentliche Diskussion dreht sich deshalb um etwas anderes: Wie kann das gelingen?

Ein Gebäude am Ende seiner Lebensdauer

Das Problem liegt im Gebäude selbst. Es ist marode, vermutlich nicht mehr wirtschaftlich zu sanieren – und damit mittelfristig nicht mehr nutzbar. Gleichzeitig ist die finanzielle Lage der Stadt angespannt. In den kommenden Jahren stehen Investitionen in einer Größenordnung von rund 250 Millionen Euro im Raum: für die Feuerwache, die Moorwegschule, ein neues Schwimmangebot, die P+R-Anlage – und eben auch für Gebäude wie das von „Mittendrin“. Die Realität ist: Eine Stadt wie Wedel kann diese Summe nicht einfach schultern. Deshalb stellt sich die Frage, wie man das Stadtteilzentrum retten kann, ohne dabei die städtischen Finanzen weiter zu überfordern.

Welche Möglichkeiten gibt es überhaupt?

Es werden verschiedene Wege diskutiert – alle mit Vor- und Nachteilen. Im Kern geht es immer um die Frage: Wer trägt welche Kosten, wer behält welchen Einfluss und wie sicher ist die Zukunft der sozialen Nutzung?

Option 1: Die Stadt baut selbst neu.

Das wäre der klassische Weg: Die Stadt reißt das alte Gebäude ab und errichtet einen Neubau – idealerweise mit Fördermitteln im Rücken. Das Zentrum bliebe in öffentlicher Hand, die Kontrolle über Nutzung und Mietpreise wäre gesichert. Der Haken liegt auf der Hand: Die Stadt müsste Millionen investieren, die sie derzeit nicht hat. Selbst mit Förderung dürfte dieses Modell schwer zu stemmen sein.

Option 2: Verkauf mit Rückanmietung.

Ein Investor übernimmt das Grundstück, baut neu und vermietet das Erdgeschoss langfristig an die Stadt – für das Stadtteilzentrum. So ließen sich kurzfristig Mittel für den Haushalt generieren, und auch die Baukosten würde ein Dritter übernehmen. Aber: Die Stadt wäre dann nur noch Mieterin. Sie müsste sich auf langfristige Verträge und faire Konditionen verlassen. Was heute tragfähig erscheint, kann in 15 oder 20 Jahren ganz anders aussehen.

Option 3: Erbbaurecht mit sozialer Zweckbindung.

Dieses Modell bietet einen Mittelweg: Die Stadt bleibt Eigentümerin des Grundstücks, vergibt es aber im Erbbaurecht an einen Investor, der darauf baut – mit der vertraglichen Verpflichtung, das Stadtteilzentrum zu integrieren und langfristig zur Verfügung zu stellen. Dafür erhält die Stadt Erbbauzinsen, also regelmäßige Einnahmen. Vorteil: Die Kontrolle bleibt zum Teil erhalten. Nachteil: Der Vertrag muss wasserdicht sein – und er bringt keine kurzfristige Entlastung des Haushalts, sondern eher eine langfristige Stabilität.

Option 4: Öffentlich-private Partnerschaft (ÖPP).

Hier übernimmt ein privater Partner Planung, Bau, Finanzierung und Betrieb. Die Stadt zahlt dafür über viele Jahre hinweg ein Nutzungsentgelt. Vorteil: Es entsteht kein sofortiger Investitionsdruck. Nachteil: Die Kosten auf lange Sicht sind oft höher, und die Einflussmöglichkeiten der Stadt sind begrenzt.

Was sollte bei der Entscheidung bedacht werden?

Es geht bei dieser Entscheidung nicht nur um eine Immobilie. Es geht um Verlässlichkeit, Steuerbarkeit und die Frage, wie dauerhaft ein sozialer Ort wie „Mittendrin“ gesichert werden kann. Jede Lösung hat ihre eigenen Risiken. Ein Verkauf kann Luft im Haushalt schaffen, aber auch zu Abhängigkeiten führen. Ein Erbbaurecht bietet Stabilität, ist aber komplex. Und ein Eigenbau klingt ideal, ist aber finanziell derzeit kaum realistisch.

Deshalb ist wichtig, dass die Entscheidung mit offenem Blick getroffen wird – und nicht aus dem Bauch heraus. Welche Variante ist langfristig tragfähig? Wie viel Einfluss will und kann sich die Stadt sichern? Und welche Lösung schützt die Arbeit von „Mittendrin“ nicht nur heute, sondern auch noch in 10 oder 20 Jahren?

Diese Fragen verdienen eine ehrliche Debatte. Ohne Reflexe, ohne Scheuklappen – aber mit einem klaren Ziel: Das Stadtteilzentrum soll bleiben. Die Wege dahin müssen jetzt gut abgewogen werden.

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    Fest steht, das das Gelände im jetzigen Zustand einen Schandfleck darstellt. Man sollte jede Möglichkeit nutzen, dort ein Unternehmen anzusiedeln. Wenn DHL in Wedel investieren möchte, wird doch sicherlich so etwas wie eine Machbarkeitsstudie existieren,auf die man aufbauen könnte. Es ist doch so: Ohne zusätzliche Steuereinnahmen kein Raum fü[…]
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