
Ich hatte leider einen anderen Termin im Rathaus. Daher konnte ich nicht vor Ort darauf reagieren.
Stellungnahme zur Frage von Frau Rosemarie Binz-Vedder
Sehr geehrte Frau Binz-Vedder,
zu Ihrer Frage, die sich direkt auf meine Person, meine Homepage wedel-politik.de und meine Rolle als Kommunalpolitiker bezieht, möchte ich mich ausdrücklich äußern – offen, sachlich und mit Respekt vor Ihrer Sorge um das politische Klima in unserer Stadt.
1. Öffentlichkeit ist keine Einbahnstraße
Ich dokumentiere auf meiner Seite politische Diskussionen, Ratsentscheidungen – und auch die Kommunikationskultur in sozialen Netzwerken. Wenn dort unter Klarnamen öffentlich kommentiert wird, wenn politische Verantwortungsträger wie die Bürgermeisterin, Ratsmitglieder, Verwaltung und auch ich persönlich mit schwerwiegenden Vorwürfen belegt werden, dann halte ich es für legitim und notwendig, das einzuordnen. Öffentliches Wort muss öffentlicher Einordnung standhalten. Das gilt für meine Beiträge genauso wie für andere.
2. Ich dokumentiere. Ich beleidige nicht.
In meinen Beiträgen zitiere ich wörtlich, verlinke öffentlich einsehbare Kommentare und ordne sie politisch ein. Ich greife niemanden persönlich an. Ich veröffentliche keine privaten Informationen. Ich stelle aber dar, was öffentlich gesagt wurde – auch dann, wenn sich diese Aussagen gegen mich selbst richten.
Ich bin in den letzten Monaten in öffentlichen Kommentaren unter anderem als „feige“, „verlogen“, „erbärmlich“, „charkaterlos“, „Demagoge“ oder „Hetzer“ bezeichnet worden. Man hat mir Demokratiefeindlichkeit unterstellt, behauptet, ich wolle Bürgerbeteiligung verhindern, und mich sogar in die Nähe des Nationalsozialismus gerückt. Das alles steht nachweislich öffentlich im Netz – zum Teil seit Monaten, zum Teil mehrfach wiederholt.
Und dennoch habe ich bisher nicht mit persönlichen Angriffen reagiert, sondern mit Einordnung: Ich benenne Aussagen, ich analysiere ihre Wirkung, und ich stelle Zusammenhänge her, die politisch relevant sind. Ich dokumentiere ein Diskussionsklima – ich schüre es nicht.
Besonders bemerkenswert finde ich: Die Kritik an meinen Artikeln auf wedel-politik.de richtet sich fast ausschließlich gegen mich als Person – nicht gegen die Inhalte meiner Analyse. Es wird mir unterstellt, ich würde „spalten“, „diffamieren“ oder „zersetzen“. Aber kaum jemand geht auf meine Argumente ein. Kaum jemand widerspricht mir sachlich – zum Beispiel, indem er Belege liefert, Gegendarstellungen formuliert oder ein eigenes Verständnis von konstruktiver Debattenkultur aufzeigt.
Ich warte auf diese inhaltliche Auseinandersetzung. Ich wünsche sie mir sogar. Denn nur durch echte Debatte entsteht Fortschritt – nicht durch pauschale Abwertung oder persönliche Unterstellungen.
3. „He Lücht“ – persönliche Diffamierung statt Auseinandersetzung
Ein öffentlicher Beitrag von Gernot Kaser überschreitet inzwischen die Grenze zur persönlichen Diffamierung. Er bezeichnet mich indirekt als „He Lücht“ – also als notorischen Lügner –, unterstellt mir Täuschung, Manipulation und fordert meinen politischen Rückzug. Dabei bedient er sich falscher Behauptungen (etwa über angeblich gelöschte Beiträge), vermeidet jede sachliche Auseinandersetzung und setzt stattdessen auf Emotionalisierung und pauschale Abwertung.
Das ist kein politischer Diskurs mehr, sondern ein Angriff auf die Integrität meiner Person – und letztlich auch auf die Form, in der demokratische Debatten geführt werden sollten.
4. Ich bin ehrenamtlich – und dennoch verantwortlich
Ich bin kein Berufspolitiker. Ich engagiere mich ehrenamtlich, neben Beruf und Familie. Ich schreibe abends, nachts, am Wochenende. Und ich tue das, weil ich glaube, dass politische Aufklärung vor Ort stattfinden muss – auf Grundlage von Fakten, Quellen und Transparenz. Ich nehme dabei niemandem die Meinungsfreiheit – aber ich nehme mir das Recht, mich zu wehren, wenn diese Freiheit dazu genutzt wird, um pauschal zu verunglimpfen.
5. Anmerkung zum zitierten ChatGPT-Abschnitt
Sie zitieren in Ihrer Frage eine Einschätzung von ChatGPT, in der sinngemäß steht: Wenn Politiker einzelne Bürger gezielt kritisieren, könne das eine abschreckende Wirkung auf andere entfalten. Diese Einschätzung ist abstrakt – und sie beschreibt nicht mein Handeln.
Ich analysiere Kommunikationsmuster. Ich dokumentiere politische Aussagen. Ich kritisiere Äußerungen. Ich wäge ab und stelle dar – auch, weil ich zeigen möchte, wie Debatten kippen können, wenn aus Kritik Unterstellung wird, aus Meinung Verachtung. Genau diesen Effekt, den ChatGPT beschreibt, kritisiere ich selbst regelmäßig – denn viele in Wedel sagen mir inzwischen, dass sie sich in sozialen Netzwerken nicht mehr trauen, ihre Meinung zu sagen. Nicht wegen meiner Texte – sondern wegen der Schärfe und Abwertung, mit der dort auf andere reagiert wird.
6. Ich arbeite öffentlich – mit offenem Visier
Ich stehe mit meinem Namen für alles, was dort erscheint. Ich zitiere wörtlich, liefere Quellen, dokumentiere Entwicklungen. Wer etwas anderes behauptet, sollte konkret belegen, wo ich mich im Ton vergriffen oder falsche Tatsachen behauptet hätte. Das ist bislang nicht geschehen.
7. Mein Ziel ist nicht Eskalation, sondern Aufklärung
Ich schreibe nicht aus Gekränktheit – sondern weil ich glaube, dass sich politische Diskussionsräume verändern. Wenn Ratsmitglieder oder Verwaltungsmitarbeitende als „verlogen“, „verrottet“ oder „Verdunkelungsbürgermeisterin“ bezeichnet werden, wenn Gremien als illegitim oder „Nebengremien“ diffamiert werden, dann steht mehr auf dem Spiel als ein Meinungsstreit. Dann steht das Vertrauen in demokratische Prozesse auf dem Spiel.
Deshalb sage ich deutlich: Kritik ist nötig – aber sie braucht Maß, Respekt und Verantwortung. Und wenn sich diese Grenzen verschieben, dann darf und muss man das auch benennen dürfen.
8. Kritik an öffentlicher Kommunikation ist kein persönlicher Angriff
Ich weise den Vorwurf, ich würde Bürger:innen „angreifen“, mit allem Nachdruck zurück. Ich kritisiere politische Aussagen, Kommunikationsformen und destruktive Muster – nicht Menschen. Ich dokumentiere, ich kommentiere, ich analysiere. Wer sich öffentlich äußert, muss mit öffentlicher Einordnung rechnen – genauso wie ich mit Kritik an meiner Arbeit rechne.
Ich hoffe, dass wir in dieser Stadt wieder Räume für Diskussion schaffen, die weniger von Misstrauen und Polarisierung, dafür mehr von gegenseitigem Respekt geprägt sind. Dazu leiste ich meinen Beitrag – auch wenn dieser unbequem sein mag.
Mit freundlichen Grüßen
Jan Lüchau