Im Planungsausschuss der Stadt Wedel wurden zwei Bauvorhaben vorgestellt, die für die Entwicklung des städtischen Wohnungsmarktes von Bedeutung sind. Beide Projekte liegen in bestehenden Wohngebieten, sollen aber durch Neubauten, moderne Standards und zusätzliche Angebote deutlich aufgewertet werden. Dabei handelt es sich um den Bebauungsplan 20f in der Hafenstraße („Elbhöfe“) sowie um die geplante Quartierserneuerung am Elbhochufer im Bereich Galgenberg.
Gemeinsam ist beiden Projekten, dass sie auf langfristige Entwicklungen reagieren: Der Bedarf an barrierefreiem und betreutem Wohnen wächst, gleichzeitig müssen ältere Wohngebäude modernisiert oder durch Neubauten ersetzt werden. Im Ausschuss wurde deutlich, dass es sich nicht um kurzfristige Vorhaben handelt, sondern um Planungen, die sich über mehrere Jahre erstrecken und die Stadt nachhaltig prägen könnten.
Elbhöfe an der Hafenstraße (B-Plan 20f)
Die Planungen für das Gelände an der Hafenstraße reichen viele Jahre zurück. Schon 2009 gab es erste Untersuchungen im Rahmen des Sanierungsgebiets „Stadthafen Wedel“. 2013 wurde ein Aufstellungsbeschluss gefasst, drei Jahre später lag ein Entwurf öffentlich aus. Dennoch kam das Projekt nicht voran. Mit einem Neustart im Jahr 2025 wurde es erneut aufgenommen – diesmal mit dem Deutschen Roten Kreuz als Partner.
Vorgesehen ist die Errichtung von insgesamt 75 Mietwohnungen. Davon sollen 15 bis 30 Wohnungen als betreutes Wohnen unter Regie des DRK genutzt werden, darunter 4 bis 8 rollstuhlgerechte Einheiten. Die Wohnungen sind zwischen 50 und 125 Quadratmetern groß und reichen von Zwei-Zimmer-Wohnungen bis hin zu Vier- und Fünf-Zimmer-Einheiten. Ein Schwerpunkt liegt auf kleineren und mittleren Wohnungen, die rund 70 Prozent des Angebots ausmachen.
Das Konzept des betreuten Wohnens sieht vor, älteren oder eingeschränkten Menschen ein möglichst selbstständiges Leben zu ermöglichen, gleichzeitig aber Sicherheit und soziale Anbindung zu bieten. Geplant sind Gemeinschaftsräume mit Küche, eine Terrasse, ein Betreuungsstützpunkt sowie ein Hausnotrufsystem. Ergänzt wird das Angebot durch Flächen für gemeinschaftliches Gärtnern, Spielplätze und Aufenthaltsbereiche.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Nachhaltigkeit. Geplant sind schadstoffarme Baustoffe, Gründächer, Regenrückhaltung und die Nutzung von Fernwärme. Ziel ist es, niedrige Heiz- und Betriebskosten zu erreichen und damit auch die laufenden Belastungen für die Mieter zu begrenzen. Das Mobilitätskonzept sieht 127 Pkw-Stellplätze vor, darunter zehn barrierefreie, sowie 210 Fahrradstellplätze mit Ladeinfrastruktur. Zusätzlich sind Carsharing-Angebote und ein Fahrdienst des DRK vorgesehen. Der Bebauungsplan soll bis Ende 2025 rechtskräftig werden, die Realisierung wäre ab 2028 möglich.
Quartierserneuerung am Elbhochufer (Galgenberg)
Noch umfassender ist das zweite Projekt, das die Siedlung am Elbhochufer betrifft. Auf einer Fläche von rund 23.000 m² stehen derzeit 17 Wohngebäude aus den 1950er Jahren mit insgesamt 222 Wohnungen. Diese Häuser entsprechen nicht mehr den heutigen Anforderungen an Energieeffizienz, Barrierefreiheit und Wohnkomfort. Ziel der Eigentümerin, der Wertgrund Immobilien AG, ist eine schrittweise Erneuerung und Verdichtung des Quartiers.
Das Vorhaben ist in vier Phasen gegliedert. In Phase 1 sollen zunächst zusätzliche Wohnungen entstehen, ohne dass bestehende Gebäude abgerissen werden. Geplant sind etwa 35 neue Wohnungen auf 3.150 Quadratmetern. Phase 2 sieht Ersatzneubauten am Galgenberg vor, mit weiteren 55 Wohnungen. In Phase 3 folgen straßenbegleitende Neubauten und zusätzliche Nachverdichtungen, sodass etwa 70 weitere Wohnungen entstehen. Schließlich umfasst Phase 4 die komplette Neuordnung an der Friedrich-Eggers-Straße mit rund 220 neuen Wohnungen. Damit würde die Gesamtzahl auf etwa 380 Wohnungen steigen, die Bruttogrundfläche auf knapp 32.000 m².
Mit den Neubauten sollen die Wohnungen barrierefrei erreichbar sein, Aufzüge sind verpflichtend eingeplant. Die Grundrisse werden an heutige Bedürfnisse angepasst, Bäder und Küchen modernisiert, Balkone ergänzt. Gleichzeitig wird ein hoher Energiestandard angestrebt. Geplant ist die Versorgung über 100 Prozent Fernwärme, ergänzt um Photovoltaikanlagen. Damit soll der Energiebedarf von derzeit etwa 130 kWh/m² auf etwa 40 kWh/m² sinken.
Auch bei der Infrastruktur sind Änderungen vorgesehen. Für Kinder ist ein neuer Spielplatz geplant, dazu ein Stadtteilzentrum mit Kindertagesstätte. Stellplätze für Autos und Fahrräder sollen barrierefrei nutzbar sein, ergänzt durch Carsharing-Angebote. Das bestehende Wegenetz wird ausgebaut, sodass die Quartiersstruktur insgesamt verbessert wird. Grundlage für die Umsetzung ist ein neuer Bebauungsplan, über den die Ratsversammlung noch beraten muss.
Fazit
Beide Projekte zeigen, dass Wedel in den kommenden Jahren erhebliche Veränderungen im Wohnungsbau erleben könnte. Die Elbhöfe an der Hafenstraße sind ein kleineres, aber symbolträchtiges Projekt, das den Schwerpunkt auf betreutes Wohnen legt und damit auf die Bedürfnisse einer älter werdenden Bevölkerung eingeht. Das Elbhochufer dagegen ist ein groß angelegtes Vorhaben, das die Sanierung einer ganzen Siedlung umfasst und die Zahl der Wohnungen deutlich erhöht.
In beiden Fällen spielen Barrierefreiheit, Energieeffizienz und ergänzende soziale Angebote eine wichtige Rolle. Gleichzeitig wird deutlich, dass mit den zusätzlichen Wohnungen auch Folgen für die Infrastruktur verbunden sind – etwa bei Kitas, Schulen, Verkehr und sozialen Einrichtungen. Hier werden Politik und Verwaltung sorgfältig abwägen müssen, wie neue Wohnprojekte einerseits den Bedarf an Wohnraum decken und andererseits zusätzliche Belastungen für die städtische Infrastruktur bewältigt werden können.