Schulentwicklungsplan 2024

Zusammenfassung der Schulentwicklungsplanung (SEP) Wedel

1. Zielsetzung und Hintergrund

Die Aktualisierung der Schulentwicklungsplanung ist erforderlich, da Geburtenzahlen 2023 unter den bisherigen Annahmen lagen und Neubauentwicklungen sowie aktualisierte Schülerzahlen berücksichtigt werden müssen. Ziel ist die Prognose der Schülerzahlen, um langfristige Kapazitäts- und Raumplanung sicherzustellen.

2. Bevölkerungsprognose

  • Starker Anstieg in relevanten Altersgruppen: Zwischen 2018 und 2023 wuchs die Zahl der Grundschulalter-Kinder um 13,2 %, während die Gruppe unter 3 Jahren um 17,4 % abnahm.
  • Unterschiedliche Entwicklungen in den Schulbezirken:
    • Albert-Schweitzer-Schule: +19,6 %
    • Moorwegschule: +3,5 %
    • Altstadtschule: +17,2 %
  • Die Prognosen berücksichtigen Geburten, Alterung, Wanderungen sowie Neubautätigkeiten.

3. Schülerprognosen

Grundschulen

  • Schülerentwicklung insgesamt: Die Prognosen zeigen einen Anstieg der Schülerzahlen bis 2035. Neubauprojekte verstärken diesen Trend durch Zuzug neuer Familien.
  • Kapazitätsüberschreitungen:
    • Albert-Schweitzer-Schule: 21 allgemeine Unterrichtsräume, maximal 22,5 Schüler:innen pro Raum.
    • Moorwegschule: 19 Räume, maximal 18 Schüler:innen pro Raum.
    • Altstadtschule: 17 Räume, maximal 22 Schüler:innen pro Raum.
  • Ganztagsbedarf: Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ab 2026/27 wird die Nachfrage stark erhöhen:
    • Albert-Schweitzer-Schule: 100 % Teilnahmequote durch gebundene Ganztagsstruktur.
    • Moorweg- und Altstadtschule: Prognostizierter Anstieg der Bedarfsquote von 75 % auf bis zu 85 % bis 2030/31.

Weiterführende Schulen

  • Johann-Rist-Gymnasium: Rückkehr zu G9 ab 2026/27 mit zusätzlichem Jahrgang. Maximale Kapazität: 1.038 Plätze (44 Unterrichtsräume, 23,6 Schüler:innen pro Raum).
  • Gemeinschaftsschulen: Ernst-Barlach- und Gebrüder-Humboldt-Schule verzeichnen steigende Schülerzahlen und benötigen ebenfalls zusätzliche Kapazitäten.
  • Raumflüsse: Schüler:innen aus Wedel besuchen auch Schulen außerhalb der Stadt und umgekehrt. Diese Ströme bleiben konstant.

4. Raumbedarfe

Aktuelle Engpässe

Bereits heute werden Fach-, Differenzierungs- und Gemeinschaftsräume für den regulären Unterricht genutzt, was die pädagogische Qualität einschränkt.

Prognostizierter Raumbedarf

  • Grundschulen: Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung und die steigenden Schülerzahlen erhöhen den Bedarf an Klassenräumen und Betreuungsflächen erheblich.
  • Weiterführende Schulen:
    • Ernst-Barlach- und Gebrüder-Humboldt-Schule: 28–33 Unterrichtsräume erforderlich.
    • Johann-Rist-Gymnasium: Bedarf von 44 Unterrichtsräumen durch G9.

Zusätzliche Raumkonzepte

  • Flexible Nutzung für Unterricht und Ganztagsbetreuung.
  • Fachräume für naturwissenschaftliche, musische und sportliche Inhalte.
  • Differenzierungsräume für individuelle Förderung.
  • Anpassungen für barrierefreien und inklusiven Unterricht.

 

5. Herausforderungen durch G9 und Ganztagsbetreuung

Rückkehr zu G9 am Johann-Rist-Gymnasium

  • Zusätzliche Jahrgänge und deren Auswirkungen:
    • Die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren (G9) führt ab dem Schuljahr 2026/27 zu einem zusätzlichen Jahrgang am Gymnasium.
    • Dieser Jahrgang bleibt mindestens sechs Jahre im System und erfordert eine deutliche Erweiterung der räumlichen Kapazitäten.
    • Es wird nicht nur mehr Platz für allgemeine Klassenräume, sondern auch für spezifische Fachräume benötigt (z. B. Naturwissenschaften, Sprachen, musische Fächer).
  • Kapazitätsgrenzen:
    • Maximale Kapazität: 44 Unterrichtsräume bei 23,6 Schüler:innen pro Klasse bieten Platz für 1.038 Schüler:innen.
    • Optimale Kapazität: Reduzierter Klassenteiler auf 26 Schüler:innen führt zu 988 Plätzen, was qualitativ hochwertige Beschulung ermöglicht.
  • Zusätzliche Anforderungen:
    • Erweiterung der naturwissenschaftlichen Räume (z. B. Labore) und deren technische Ausstattung.
    • Erhöhter Bedarf an Fachpersonal und Material für den zusätzlichen Jahrgang.

Ganztagsbetreuung und ihre Folgen

  • Rechtsanspruch ab 2026/27:
    • Die Teilnahmequoten an der Ganztagsbetreuung steigen voraussichtlich von 75 % auf bis zu 85 % (z. B. an der Moorweg- und Altstadtschule).
    • Die Albert-Schweitzer-Schule bleibt bei 100 % Teilnahme aufgrund ihrer gebundenen Ganztagsstruktur.
  • Notwendige räumliche Anpassungen:
    • Erweiterung der Betreuungsräume, z. B. Aufenthaltsräume, Freizeitbereiche und Mensa-Kapazitäten.
    • Schaffung von Räumen für Nachmittagsangebote wie AGs und Lernbetreuung.
    • Berücksichtigung von Spiel- und Bewegungsflächen für die Freizeitgestaltung.
  • Pädagogische und organisatorische Herausforderungen:
    • Integration der Ganztagsbetreuung in den Schulalltag ohne Beeinträchtigung des Unterrichtsbetriebs.
    • Zusätzliche Fachkräfte für Betreuung und Nachmittagsangebote sind erforderlich.

 

6. Zusätzliche Raumbedarfe und Qualitätsansprüche

Grundschulen

  • Bestehende Probleme:
    • Bereits heute gibt es Engpässe, wodurch Fach-, Differenzierungs- und Betreuungsräume für den regulären Unterricht genutzt werden.
    • Dies beeinträchtigt individuelle Förderung und Inklusion.
  • Zukünftiger Bedarf:
    • Klassenräume für regulären Unterricht.
    • Spezifische Räume für Ganztagsbetreuung, Freizeit und Mittagessen.
    • Erweiterte Pausen- und Differenzierungsflächen.

Weiterführende Schulen

  • Prognostizierte Entwicklungen:
    • Ernst-Barlach- und Gebrüder-Humboldt-Schule benötigen 28–33 Unterrichtsräume.
    • Johann-Rist-Gymnasium: Langfristiger Bedarf von 44 Unterrichtsräumen durch G9.
  • Fach- und Differenzierungsräume:
    • Erweiterung spezialisierter Räume (z. B. Labore, Musikräume, digitale Medienräume).
    • Erhalt von Differenzierungsräumen für kleine Lerngruppen und individuelle Förderung.

Wohnbauentwicklung und ihre Folgen

  • Einfluss neuer Bauprojekte:
    • Neubauten bis 2032 führen zu zusätzlichem Zuzug und einem höheren Bedarf an Schulplätzen.
    • Weitere Bauprojekte könnten den Druck auf Kapazitäten noch erhöhen.
  • Demographische Auswirkungen:
    • Generationenwechsel in bestehenden Wohngebieten verstärkt den Zuzug von Familien und erhöht den Raumbedarf weiter.

Qualitätsanspruch und Planungsperspektive

  • Qualitative Anforderungen:
    • Niedrigere Klassenteiler (23–26 Schüler:innen) bieten bessere pädagogische Ergebnisse, erfordern aber höhere Investitionen in Räumlichkeiten.
  • Flexibilität in der Planung:
    • Die Raumplanung muss flexibel sein, um auf unvorhergesehene Entwicklungen (z. B. Zuzug oder Geburtenanstieg) reagieren zu können.

Zusammenfassender Handlungsbedarf

  • Der bestehende Raummangel in allen Schulformen muss durch nachhaltige Maßnahmen adressiert werden.
  • Langfristige Konzepte zur Erweiterung der Schulkapazitäten und qualitativen Verbesserung der Lernumgebungen sind unerlässlich.
  • Die Umsetzung muss sowohl die aktuellen Engpässe als auch die qualitativen Anforderungen berücksichtigen.

 

Persönliches Fazit zur Schulentwicklungsplanung Wedel

Die Schulentwicklungsplanung (SEP) der Stadt Wedel zeigt eine klare Diskrepanz zwischen den steigenden Schülerzahlen und den vorhandenen Kapazitäten der Schulen. Insbesondere die Einführung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung ab 2026/27 und die Rückkehr zu G9 am Gymnasium verschärfen die bestehende Raumsituation erheblich. Gleichzeitig führen Wohnbauprojekte bis 2032 und demographische Entwicklungen zu einer weiteren Verstärkung des Zuzugs junger Familien, wodurch zusätzliche Anforderungen an die Schulinfrastruktur entstehen.

Herausforderungen in der Umsetzung

Die aktuelle Haushaltslage der Stadt Wedel stellt eine enorme Hürde dar. In einer finanziell angespannten Situation, die bereits jetzt als desaströs bezeichnet werden kann, müssen alle Maßnahmen zur Erweiterung der Kapazitäten und Verbesserung der schulischen Infrastruktur mit größter Sorgfalt priorisiert werden. Dies führt zu folgenden zentralen Fragen:

  • Welche Mindeststandards müssen gewährleistet sein, um eine qualitativ angemessene Beschulung und Betreuung zu sichern?
  • Wie können Kosten effizient gesenkt werden, ohne die pädagogische Qualität und die gesetzlichen Vorgaben zu gefährden?
  • Welche alternativen Finanzierungsmodelle (z. B. Förderprogramme, Kooperationen mit privatem Sektor) können genutzt werden, um die Investitionen zu stemmen?

Prioritäten und strategische Ansätze

Angesichts der finanziellen Rahmenbedingungen ist eine klare Priorisierung unerlässlich. Diese sollte auf folgende Kernaspekte abzielen:

  • Ganztagsbetreuung: Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung hat oberste Priorität, da gesetzliche Vorgaben eingehalten werden müssen. Besonders dringend ist die Schaffung von Räumen für Betreuung, Freizeitgestaltung und Mensa.
  • G9-Umstellung: Die Rückkehr zu G9 erfordert gezielte Investitionen in zusätzliche Klassen- und Fachräume, insbesondere am Johann-Rist-Gymnasium. Ohne diese Maßnahmen ist eine qualitativ hochwertige Beschulung nicht gewährleistet.
  • Effiziente Raumnutzung: Temporäre Lösungen wie Containerklassen oder Umnutzungen können kurzfristig Engpässe lindern. Raumdoppelnutzungen sind zwingend erforderlich.
  • Langfristige Planung: Die Schulentwicklungsplanung muss flexibel gestaltet werden, um auf zukünftige demographische und wohnbauliche Entwicklungen reagieren zu können.

Finanzielle Realitäten

Die finanzielle Lage der Stadt lässt keinen Spielraum für groß angelegte Investitionen. Daher sind innovative Finanzierungsmodelle und Kostenoptimierungen notwendig:

  • Fördermittel: Nutzung staatlicher und EU-Förderprogramme für Bildungs- und Infrastrukturprojekte.
  • Öffentlich-private Partnerschaften (PPP): Zusammenarbeit mit privaten Investoren für den Bau und Betrieb von Schulgebäuden.
  • Priorisierung: Fokussierung auf die dringendsten Maßnahmen, z. B. durch Verschiebung weniger akuter Projekte.
  • Kosteneffizienz: Standardisierte Bauweisen und modulare Konzepte können Kosten senken und eine flexible Anpassung an zukünftige Bedarfe ermöglichen.

Langfristige Auswirkungen

Ohne rechtzeitige und gezielte Maßnahmen drohen langfristige negative Folgen für die Bildungsqualität und die Attraktivität Wedels als Wohn- und Bildungsstandort. Überfüllte Klassen, eingeschränkte Ganztagsangebote und fehlende Fachräume könnten nicht nur die Lernbedingungen der Schüler:innen beeinträchtigen, sondern auch das Image der Stadt negativ beeinflussen und die Abwanderung von Familien fördern.

Schlussfolgerung

Die Stadt Wedel steht vor einer doppelten Herausforderung: Einerseits muss sie den gesetzlichen Anforderungen und steigenden Schülerzahlen gerecht werden, andererseits ist der finanzielle Spielraum stark eingeschränkt. Eine nachhaltige Lösung erfordert die Kombination aus klarer Priorisierung, innovativer Finanzierungsstrategien und langfristiger Planung. Nur durch eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten – Verwaltung, Politik, Schulen und externe Partner – kann Wedel diesen Herausforderungen gerecht werden und eine zukunftsfähige Bildungslandschaft schaffen.

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    wedel1 kommentierte auf Donnerstag, 07. November 2024 12:19
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