Einleitung: Warum die Einkommensteuer für Wedel immer wichtiger wird
Der Anteil der Einkommensteuer ist inzwischen die größte Einnahmequelle für die Stadt Wedel. Er hat die Gewerbesteuer überholt, die lange im Fokus der kommunalpolitischen Aufmerksamkeit stand. Während sich die Gewerbesteuer durch wirtschaftliche Entwicklungen schneller verändert, hängt die Einkommensteuer stark von der Bevölkerungsstruktur ab – also davon, wer in Wedel lebt, wie sie oder er arbeitet und wie sich das Einkommensniveau entwickelt.
Für die laufende Haushaltskonsolidierung, über die auf wedel-politik.de regelmäßig berichtet wird, spielt diese Einnahmequelle eine zunehmend zentrale Rolle.
Wie der kommunale Einkommensteueranteil berechnet wird
Der kommunale Anteil an der Einkommensteuer entsteht über ein bundesweites Verfahren. Zunächst wird das gesamte Einkommensteueraufkommen ermittelt. Ein fester Anteil fließt an die Länder, die diesen über einen Verteilungsschlüssel an die Gemeinden weitergeben.
Wesentlicher Faktor ist nicht das lokale Steueraufkommen, sondern der relative Anteil Wedels am landesweiten Einkommensteueraufkommen. Entscheidend sind:
- die Zahl der steuerpflichtigen Personen in Wedel,
- deren Einkommensstruktur,
- und die Verschiebungen im Vergleich zu anderen Gemeinden.
Schon geringfügige Veränderungen wirken sich deutlich aus. Dieselbe Logik zeigt sich auch bei langfristigen Entwicklungen in der Haushaltssicherung 2028.
Langfristiger Trend: Ein sinkender Verteilungsschlüssel
Obwohl der absolute Betrag aus der Einkommensteuer seit Jahren steigt, sinkt Wedels Verteilungsschlüssel seit 2005 kontinuierlich. Das bedeutet: Wedel erhält prozentual einen immer kleineren Anteil aus dem Landessteueraufkommen.
Die Gründe liegen in strukturellen Veränderungen wie Alterung, Zuzugsverhalten, Wanderungsbewegungen oder sozialer Durchmischung. Sichtbar wird dies auch in stadtentwicklungspolitischen Diskussionen, wie sie in der 18. Sitzung des Planungsausschusses dokumentiert wurden.
Wäre der heutige Schlüssel noch auf dem Niveau von 2005, lägen die Einnahmen Wedels im zweistelligen Millionenbereich höher. Damit verstärkt der sinkende Schlüssel die Herausforderungen der Haushaltskonsolidierung.
Politische Relevanz: Die CDU-Fraktion stellt eine Anfrage
Die CDU-Ratsfraktion nimmt diese Entwicklung zum Anlass, im kommenden Haupt- und Finanzausschuss eine Anfrage einzubringen. Ziel ist eine stärkere Aufmerksamkeit für die Einkommensteuer als zentrale Einnahmequelle und für die Faktoren, die sie beeinflussen.
Kern der Anfrage ist die Frage an die Verwaltung, welche Möglichkeiten bestehen, die frühere Einkommensstruktur stabil zu halten oder sich ihr wieder anzunähern. Die Fraktion regt an, kommunalpolitische Entscheidungen künftig stärker auch unter diesem Aspekt zu betrachten.
Ein vergleichbar langfristiger Blick findet sich auch im Artikel „Ein weiter so können wir uns nicht mehr leisten“.
Welche Faktoren Kommunen langfristig beeinflussen können
Wohnungsangebot und Stadtentwicklung
Die Mischung aus Miet- und Eigentumswohnungen beeinflusst, welche Bevölkerungsgruppen sich ansiedeln. Stadtentwicklungsentscheidungen wirken hier langfristig.
Infrastruktur und Standortattraktivität
Schulen, Betreuung, Kultur- und Sportangebote prägen die Attraktivität der Stadt. Diese Bereiche stehen derzeit unter hohem finanziellen Druck – ein Thema, das in vielen Haushaltsvorlagen sichtbar wird.
Wirtschaftsstruktur und Arbeitsmarkt
Wirtschaftsförderung, Gewerbeflächen und Kooperationen können langfristig Einfluss auf die lokale Einkommensstruktur nehmen, auch wenn sie nicht zu direkten Steuererhöhungen führen.
Die Einkommensteuer ist heute die wichtigste Einnahmequelle der Stadt Wedel. Trotz steigender Steuereinnahmen sinkt der Verteilungsschlüssel seit 2005 deutlich. Dadurch erhält die Stadt einen immer kleineren Anteil aus dem Landessteueraufkommen. Die CDU-Fraktion greift diese Entwicklung auf und fragt nach langfristigen Möglichkeiten zur Stabilisierung der Einkommensstruktur. Kommunale Entscheidungen in Stadtentwicklung, Infrastruktur und Wirtschaft wirken dabei indirekt, aber nachhaltig.